Galilei und Marius
J.A.C. Oudemans, J. Bosscha
Gewünscht ist eine vergleichende und kritische Studie, die sich auf die im Sidereus Nuncius von Galilei und im Mundus Jovialis von Simon Marius enthaltenen Beobachtungen der Monde des Jupiters bezieht. Wir wollen entscheiden können, inwieweit die von Galilei gegenüber Simon Marius vorgebrachte Anschuldigung des Plagiats als fundiert betrachtet werden kann. |
So lautete die Preisfrage, die die Holländische Akademie der Wissenschaften in ihrem Programm für das Jahr 1898 ausschrieb. Darauf ging nur eine Arbeit des Nürnberger Gymnasiallehrers Josef Klug ein, der sich einseitig auf die Seite von Galilei schlug. Die Preisrichter machten sich deshalb selbst an die Arbeit und kamen zum einstimmigen Urteil, dass die Anschuldigungen von Galilei gegen Marius jeglicher Grundlage entbehrten. Dies veröffentlichten sie im Programm für 1900.
Antonio Favaro (1847-1922), der Herausgeber der Werke Galileis, war von dem Urteil überrascht, und forderte eine Offenlegung der Gründe, die zu diesem Urteil geführt hatten. Jean Abraham Chrètien Oudemans (1827-1906) und Johannes Bosscha (1831-1911) machten sich daraufhin selbst an die Arbeit und veröffentlichten ihre Ergebnisse in den Archives néerlandaises des sciences exactes et naturelles 8 (1903), S. 115-189. Mit dieser Abhandlung galt Simon Marius als rehabilitiert.
1907 veröffentlichte Johannes Bosscha einen zweiten Aufsatz: Simon Marius. Réhabilitation d"un astronome calomnié. Archives néerlandaises des sciences exactes et naturelles, Serie II, Teil 12 (1907), S. 258-307, 490-528. Darin belegt er detailliert die Mängel der Arbeit von Josef Klug, bezüglich des Streites von Marius und Galilei finden sich keine neuen Argumente.
Rainer Gröbel, Mitglied der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft (NAA), fertigte von der Abhandlung von Oudemans und Bosscha eine auszugsweise Übersetzung aus dem Französischen an, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Nur auf dieser Grundlage war es möglich, dass Hans Gaab den Artikel vollständig bearbeiten konnte. Wie gewohnt half Joachim Schlör bei Übersetzungen aus dem Lateinischen. Für eventuell vorhandene Fehler ist selbstverständlich alleine der Bearbeiter verantwortlich. Für entsprechende Hinweise und eventuelle Verbesserungen der Übersetzung wären wir dankbar.
I. | Introduction [Einführung] |
II. | Etat de L'Astronomie en 1609 [Zum Stand der Astronomie im Jahr 1609] |
III. | Invention de la Lunette [Die Erfindung des Fernrohrs] |
IV. | Premières Observations de Marius [Erste Beobachtungen von Marius] |
V. | L'Accusation de Galilée contre Marius [Die Anklage Galileis gegen Marius] |
VI. | Analyse du Mundus Jovialis [Analyse des Mundus Jovialis] |
Note I. | Vérification de L'Exactitude des Tables de Marius [Überprüfung der Genauigkeit der Tabellen von Marius] |
Note II. | Sur le Champ de la Lunette Hollandaise et la Méthode Micrométrique, proposée par Galilée [Über das Blickfeld des holländischen Fernrohrs und die von Galilei vorgeschlagene Methode mittels Micrometer] |
Note III. | Les Deux Éditions du Mundus Jovialis [Die zwei Ausgaben des Mundus Jovialis] |
Note IV. | Calcul des Écarts en Latitude des Satellites de Jupiter a L'Époque des Observationes de Marius [Berechnung der Abweichungen in der Breite der Jupitermonde zur Zeit der Beobachtungen von Marius] |
Note V. | Sur Une Prétendue Observation d'une Éclipse d'un Satellite de Jupiter, Faite par Galilée le 12 Janvier 1609 [Zur angeblichen Beobachtung einer Bedeckung eines Jupitersatelliten am 12. Januar 1609 durch Galileo] |