Galilei und Marius


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... für die Zusendung des "Systema Saturnium"[1], schrieb Gregor von St. Vincent[2] am 4. Oktober 1659, welches Buch ihm die längst bekannte Erscheinung der Phasen des Saturns in Erinnerung brachte, die er vor mehr als 50 Jahren in hunderten von Nächten gesehen hatte, als von Belgien aus ein Teleskop nach Venedig und nach Rom von einem Schüler seines ehemaligen Mathematikprofessors in Antwerpen, Vater Odo Malcotius[3], gebracht wurde. Er fügte hinzu: "Später kam Galilei, dessen Instrument wir verglichen haben. Es sah ziemlich grob aus, im Vergleich zu unserem, das ihm nicht unterlegen war."

Dies muss 1611 geschehen sein, als Galilei sein Instrument bei den Jesuiten des Römischen Kollegs vorführte. Es scheint uns, dass damit die vermeintliche Überlegenheit des Instruments von Galilei nicht haltbar ist.

 
 

IV. Die ersten Beobachtungen des Marius.

Aus seiner Sicht erzählt Marius im Mundus Jovialis wie er in den Besitz eines holländischen Fernrohrs gekommen ist. Hier folgt eine gekürzte Fassung seines Berichts:[4]

Während der Frankfurter Herbstmesse im Jahr 1608 erfuhr der General Johannes Philippus Fuchs, engster Berater der Markgrafen von Brandenburg sowie nicht nur Gönner und Liebhaber der ganzen Mathematik, sonder auch ihr größter Förderer, von einem sich dort aufhaltenden Holländer, der ein Instrument entwickelt habe, mit dem man alle sehr weit entfernten Gegenstände betrachten könne, als wenn sie ganz nahe seien. Nachdem er sich von der Wirkung dieses Geräts überzeugt hatte, fragte der General nach dem Preis, der sehr hoch war. Als er merkte, dass er es auf das erste Mal nicht erhalten konnte, schied man unverrichteter Dinge voneinander. Nach seiner Rückkehr nach Ansbach ließ er mich zu sich rufen. Er besprach diese Angelegenheit mit mir einige Male, und kam dann zu dem Schluß dass ein solches Instrument wohl aus zwei Gläsern bestehen müsse, deren eines konkav und deren andres konvex sei. Mit Kreide zeichnete er die Figur auf den Tisch. Wir erhielten darauf zwei Gläser aus gewöhnlichen Fernrohren, konkav und konvex, und überzeugten uns von der Wahrheit in dieser Angelegenheit. Weil aber die Konvexität der vergrößernden Glases zu groß war, schickten wir einen Gipsabdruck nach Nürnberg, um sie aus Glas fertigen zu lassen. Wir mussten ein paar Monate warten. Inzwischen wurden in Belgien solche Fernrohre verbreitet.


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Huygens, Christiaan: Systema Satvrnivm, sive De causis mirandorum Satvrni Phaenomenôn, Et Comite ejus Planeta Novo. Den Haag: Vlacq 1659.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Der Jesuit Grégoire de Saint-Vincent (1584-1667) war ein flämischer Mathematiker.
  3. [Anmerkung des Bearbeiters] Odo van Maelcote (1572-1615) war ein belgischer Jesuit.
  4. [Anmerkung des Bearbeiters] Der folgende deutsche Text beruht auf der Übersetzung des Mundus Jovialis, die Joachim Schlör 1988 herausbrachte. Entsprechend der Vorlage von Oudemans und Bosscha wurde der Text leicht gekürzt (es entfallen z.B. umständlichen Anreden bei der Vorstellung vornehmer Personen), auch wurde er der unterdessen gültigen Rechtschreibung angepasst.