Galilei und Marius


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V. Die Anklage von Galilei gegen Marius

Galilei versäumte es nicht, sich mit seinem Sternenboten im Streit um das in Italien besonders heftig abgelehnte copernicanische System zu positionieren:[1] Das Gegenargument, dass eine sich bewegende Erde unmöglich den Mond mit sich ziehen könne, war durch das System der Jupitersatelliten entkräftet, denn niemand zweifelte daran, dass der Jupiter sich bewegte, sei es um die Erde (im System der Ptolemäus) oder sei es um die Sonne (im System des Copernicus).

Nach der Veröffentlichung des Sternenboten setzte Galilei seine Forschungen über das System der Mediceischen Sterne fort, was ihm am 10. Juli 1610 das Amt des ersten Mathematikers der Universität Pisa und des ersten Mathematikers und Philosophen des Großherzogs der Toskana einbrachte, wofür er das Lektorat in Padua kurz nach seiner Berufung auf Lebenszeit aufgab. Nach dem auf S. 136 in der Fußnote zitierten Buch, konnte er im April 1611 die ersten Abschätzungen für die Umlaufdauern der Monde angeben und leitete daraus die stündlichen Bewegungen in ihren Umlaufbahnen ab, nämlich:

Für den Satelliten I     8o 29',
  II     4o 13',
  III     2o 06',
  IV     0o 54'.

Im Sternenboten hat er manchmal schwache Abweichungen in der Reihung der Monde vermerkt, aber selten und offensichtlich ohne ihnen große Bedeutung beizumessen. Mit Sicherheit erlaubten es seine Beobachtungen nicht, darin eine feste Regel zu erkennen. Darüber hinaus sind seine Angaben oft unvereinbar mit dem, was man aus den beiden wahren Ursachen herleitet, die diesen Effekt erzeugen, nämlich der Neigung der Umlaufbahn des Jupiters gegen die Ekliptik und die Neigungen der Bahnen der Satelliten gegenüber der von Jupiter.

So ist dem Sternenboten zufolge, am 22. Januar, um 2 Uhr in der ...


Fussnoten

  1. In den Niederlanden hatte sich Simon Stevin schon lange offen für dieses System ausgesprochen. Holland hatte sich vom Joch des katholischen Klerikalismus befreit und die protestantische Intoleranz von Voetius und seinesgleichen, die außerdem machtlos gegen Descartes waren, war noch nicht zum Zuge gekommen.
    [Siehe dazu heutzutage: Vermij, Rienk: The Calvinist Copernicans. The reception of the new astronomy in the Dutch Republic, 1575-1750. Amsterdam 2002.]