Christoph Jacob Glaser:
Brief an Martin Knorre, 1691
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Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 2. 990, Bl. 25, S.3
Übersetzung
ruft Seneca aus, man kann nichts Herrlicheres untersuchen oder Nützlicheres lernen als die Natur der Sterne und Gestirne.[1] Wenn diese größten Philosophen die Urania bereits so sehr geschätzt haben, die bisher gleichwie in Bienenstöcken verborgen lag; mit wieviel mehr Hochachtung und Liebe sollten wir sie heute verehren, frage ich, die wir so vortrefflich mit einem Schatz unschätzbarer Instrumente ausgestattet sind, welche heutzutage viel besser und viel prächtiger beschaffen sind. Besonders glücklich ist unser Jahrhundert, wenn man von seinen vielen anderen Verdiensten hört, wenn am Himmel diese neue Muse erscheint gleichwie als Vermehrung der Himmelskörper, denen die Aufmerksamkeit der Astronomie gilt. Ausgeschlossen von diesem Vergnügen sind die unglaublichen Neider, welche Plato nicht als Menschen, sondern als Schafsherde bezeichnet hat.
Inzwischen hat die Urania nicht nur den Italienern, Engländern, Holländern, Chinesen, Franzosen etc., von denen viele als einzige im Besitz der Wahrheit zu sein glaubten, ihre Geheimnisse offenbart, sondern auch in großzügiger Weise den Deutschen. Und es ist nicht verwunderlich, dass das Auge Deutschlands, das sind die berühmten und höchst beliebten Nürnberger Musen, mit reichlich vorhandener Aufmerksamkeit von dieser Göttin erleuchtet wurden; welche Männer nicht nur vergangenen Zeiten angehören, wie Regiomontanus, Pirckheimer, Walther, Schöner, Praetorius, Werner, Dürer, und andere hervorragende Liebhaber der Astronomie, welche sich im Stillen, aber gleichwie in diesen Musen gewidmeten Heiligtümern, für die Ewigkeit auszeichneten und die mit ihren Nachtarbeiten verschiedene Schmuckstücke schufen, welche teils in der öffentlichen Bibliothek, teils privat bei Freunden der Astronomie, ehrfürchtig als Kleinode aufbewahrt werden. Nach langer Zeit, in welcher unsere Nürnberger Urania ihre einzigartige Wohltätigkeit darbot, gehört nun der berühmte und großartige Herr Doktor Johann Georg Volkamer, Präsident der Akademie der Naturforscher Leopoldina, und der vorhin schon belobigte ganz ausgezeichnete Herr Sturm, sowie der in der Astronomie höchst kundige Wurzelbauer und andere Verehrer der Urania, zu den erhabenen Männer, die quasi aus der Asche von Regiomontanus entstanden sind, und auch mit den anderen Gebieten der Mathematik wohlvertraut sind, was besonders auf den in der astronomischen Wissenschaft so berühmte Herr Georg Christoph Eimmart zutrifft, welcher mit beharrlicher Aufmerksamkeit und Fleiß der heilige Göttin Urania durch herkulischen Wagemut, hier wieder den ihr zukommenden Raum verschafft, und dieses nun schon mehrere Jahre durchgeführt hat.
Da aber dieser höchst gläubige Verehrer der Urania einen Ort erkannte, um die Musen noch mehr zu lieben, erbat er von einem Erlauchten Magistrat dieser berühmten Republik, dass sie auf einem höher gelegenen Ort der Stadt gleichsam einen weiteren den Musen geweihten Parnassus gestatten. Welche ehrwürdigen Bitten das hochadelige Patriciat und die Förderer der Wissenschaft wohlgefällig gewährten, so dass auf einem erhabenen Berg, einem Schutzwehr neben der Nürnberger Burg,
Fussnoten
- ↑ Seneca: Naturales quaestiones, Liber Septimus: De Cometis, Kap. 1, 6.