Briefwechsel Michael Adelbulner
Kurzinformation zum Brief | Zum Originalbrief |
Autor | Adelbulner, Michael (1702-1779) |
Empfänger | Kirch, Christfried (1694-1740) |
Ort | Altdorf |
Datum | 5. Februar 1737 |
Signatur | UB Basel: L Ia 677, Bl. 53r-54r |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
HochEdelgebohrner, Hochgelehrter
Insonders hochzuehrender Herr und sehr
wehrter Gönner.
Auf das im Monat November a. p. an Ew. HochEdelgebohren abgelassenes Schreiben habe vorige Woche eine ganz unvermuthete Antwort erhalten. Ich ersahe nemlich aus Dero geehrtesten so viel, daß dieselbe meinen vorigen Brief, den per Einschlag; übersandt, gar nicht bekommen haben. Ich muß also in gegenwärtigen das vorehenste repetiren, und so vieles melden, daß das diploma richtig überkommen habe.[1] Nun möchte gerne wissen, was hierinnen weiter zu tuhn, an wen das Danksagungs-Schreiben zu adressieren, ob desselbe Lateinisch oder Teutsch abzufassen, und denn ob man derer etwas, und wie viel zu bezahlen habe. Ew. HochEdelgebohren
[Bl. 53v]
werden auch die Liebe vor mich haben, und mich wegen
der Saumseeligkeit gehöriger Orten zu excusiren, als
welche nicht durch mein Versehen geschehen ist. Seit
dem, da ich das Diploma zu erhalten die Ehre gehabt,
hat sich gar vieles verändert. Denn es ist durch die Dopl.
machinationes die Sache dahin gediehen, daß ich mich nun
würcklich wieder auf Universitäten befinde, der medicin
recht abwarten zu können. Dieser erst berührte Mann
hat die Sache beÿ dem Kayßl. Leib-Medico Hl. von Carelli[2]
durch sinistre Verstreuungen dahin zu bringen gewust,
daß ich die Proffessionem extraordinarium in
Mathesi oder einen Theil derselben nicht habe erhalten
können, ohngeachtet verschiedene Raths-Glieder aus Nürnberg
mir diese Ehre, besonders darum gegönnet,
damit die ganz beÿ uns verloschene astronomie
wieder vohrscheinet[??], und also auch hierinnen die Ehre
meiner Geburts-Stadt erhalten werden möge. Ew.
HochEdelgebohren kan in Vertrauen gestehen, daß es mir
sehr hart angekommen, mich in meinen alten Tagen
(ut ita loquor[3]) wieder auf Universitäten zu
begeben:[4]
allein besondere Umstände, und die
gar zu schlechte Anscheinung so bald in der mathesi
einiges avancement zu hoffen, haben mich
[Bl. 54r]
endlich dahin determinirt, daß ich diese harte Nuß
aufzubrechen mich resolviert habe. Gegenwärtig ist das
meiste überstanden, wie ich denn biß Ostern G. G.[5] so
weit hoffe fertig zu seÿn, daß ich die examina consueta
werde ausstehen können; als denn ich mich
wieder nach Hause begeben, und meine Inaugural-disputation
verfertigen werde. Mir ist inzwischen sehr
leid, daß die Astronomischen Teutsch- und Lateinische
blätter biß anhero liegen lassen müssen.[6] Ich hoffe
aber doch bald wiederum diese Arbeit zu continuiren,
welche 2000mal angenehmer als die ganze
medicin ist. Und so viel habe vor dieses mal Ew.
HochEdelgebohren zu berichten vor nöthig erachtet, der
ich mich inzwischen noch fernerhin Dero Affection
empfehle, alle Zeit verharrrend
Ew. HochEdelgebohren
als meines hochzuehrenden Hl. und
Gönners
Altorf den 5. Febr.
1737.
ganz ergebenster diener
Adlelbulner.
Vor den überschickten Calender danke gehorsamst.
Fußnoten
- ↑ Adelbulner wurde am 15. September 1735 in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.
- ↑ Pius Nikolaus von Garelli (1670-1739) war kaiserlicher Leibmedicus und Bibliothekar.
- Denis, Michael: Merkwürdigkeiten der K. K. Garellischen öffent. Bibliothek am Theresiano. Wien: Bernardi 1780, S. 2-5.
- ↑ ut ita loquor: Sozusagen.
- ↑ Adelbulner war damals 35 Jahre alt.
- ↑ G. G.: Gott gefällts.
- ↑ Das letzte Commercium ist auf den 28. Mai 1736 datiert. Von den Himmels=Begebenheiten erschein im Oktober 1736 Stuck 6, das folgenden Stuck 7 erschien im September 1738.