Briefwechsel Michael Adelbulner


Kurzinformation zum Brief Zum Originalbrief
Autor Adelbulner, Michael (1702-1779)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 4. Mai 1736
Signatur UB Basel: L Ia 677, Bl. 51r-52r
Transkription Hans Gaab, Fürth


HochEdelgebohrner etc.
   Insonders hochzuehrender Hl. und Gönner.

Da bißhero auf die d. 2. Oct. eingefallene Mondsfinsternis, so wie selbige ist in Württemberg observiert worden, vergeblich gewartet; so bin endlich gemüßiget, Ew. HochEdelgebohren um die gütige communication derselben hirmit zu ersuchen, und anbey zu bitten, mir selbige, so bald als es seyn kan, zu übermachen. Ich verhoffe auch bey dieser Gelegenheit die observationes der lezen ☽finsternis von Ew. HochEdelgebohrnen zu erhalten.[1] Ich habe selbige auch hier observiert, und werde sie auch dem Comm. inserieren. Unser Hl. P.[2] hat

[Bl. 51v]
selbige zwar observiren wollen; allein es blieb zu seinem größten Glück die Uhr stehen. Sonsten muß Ew. HochEdelgebohren als was ganz neues berichten, wie nemlich mein medicinische Cirkul durch eine neue Astronomische Arbeit ziemlich turbiert worden. Ich mußte mich nemlich wider meinen Willen resolviren, das Comm. Astron. in teutscher Sprache zu ediren,[3] und zwar so; Es kömmet alle Monat ein Bogen heraus, dieser enthält nur 1) eine observation von einer großen Himmels-Begebenheit, 2) eine deutl. Beschreibung dieses phaenomeni, 3) eine Nachricht, was in demselbigen Monat merkwürdiges am Himmel passieren wird. Der 1ste bogen ist heraus,[4] und hat vielen beyfall gefunden, so gar, daß unser Hl. Ephorus[5] mir die Erlaubnis gegeben, diese blätter ohne censur drucken

[Bl. 52r]
zu dörffen, welche Censur D. ohne alle Ausnahme sonsten hat. Die Haupt-Absicht bey diesem werk soll eigentlich sein, unstudierten Personen gute und gesunde Begriffe von der Stern-Kunst bey zu bringen. Und will ich in dem Ende jedesmal eine große Warheit in der Astronomie abhandeln. So bald als sich eine Gelegenheit ereignet, werde etliche exempl. überschicken, damit Ew. HochEdlegebohren die Einrichtung dieses werks einsehen, und deren Sentiment darüber überschreiben können. Wollen Ew. HochEdelgebohren dann und wann in form eines briefes etwas einschicken, und dero Gedancken über ein und andren Astron. Satz entwerffen, ist es mir sehr lieb. Denn ich weiß, daß diselbe die Gabe der Deutlichkeit besizen, welche bey so wenig Gelehrten anzutreffen ist. Die rückständigen Bögen zu dem 1. Theil sind nun unterwegs, es soll auch die übrigen bögen zu dem II. theil, und ein Anfang von dem III. Theil nächstesn folgen. Ich verharre mit aller Hochachtung.

Ew. HochEdelgebohren

Nürnbg d. 4. Maji
         1736.

ganz ergebenster diener
Adlelbulner


Fußnoten

  1. Weder in den Commercii noch im Nachfolgeprojekt, den Himmels-Begebenheiten finden sich Kirchs Beobachtungen zu den Mondfinsternissen vom 2. Oktober 1735 sowie zum 26. März 1736.
  2. Johann Gabriel Doppelmayr.
  3. Ab Mai 1736 brachte Adelbulner die deutsche Zeitschrift unter dem Titel Merkwürdiger Himmels-Begebenheiten heraus.
  4. Merkwürdiger Himmels=Begebenheiten. Erstes Stuck. Nürnberg den 1. Maii A. 1736.
  5. Gemeint ist Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach (1673-1752).