Galilei und Marius


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... Scheiner ohne Verzögerung zu antworten. Zu diesem Zweck wurden in den noch nicht verkauften Exemplaren die sechs Seiten des Blattes G durch ein ganzes Blatt mit acht Seiten sowie zwei weiteren Seiten eines Blattes H ersetzt.

Marius nutzte die Gelegenheit, indem er zuerst neue Tafeln der Jupitermonde brachte, um dann seine Warnung an den verständigen Leser anzuschließen, worin er seine Meinung über das Vorgehen von Scheiner zum Ausdruck brachte. Die letzten zwei Seiten von Blatt F enthalten die ersten zwei Tabellen, was auch für die Exemplare der erweiterten Ausgabe wie der aus Wolfenbüttel zutrifft: Epochae Quatuor Planetarum Jovialium in annis completis et In mensibus anni communis. Dem folgen korrigierte Tabellen, womit sich hier sowohl seine ersten sowie seine korrigierten Berechnungen finden.

Wir bringen an dieser Stelle die Übersetzung der Warnung an den Leser.[1]

Hier hast du, geneigter Leser, die verbesserten Tabellen der Jupitermonde, wie ich sie für den Fall zu liefern versprochen hatte, dass ich in ihnen etwas finden sollte, was der Verbesserung bedürfte. Du sollst aber wohl wissen, dass auch der kleinste Irrtum, der anfangs in den Längen einiger Umläufe nicht bemerkt worden war, sich doch mit der Zeit zeigt und offenkundig wird; dies verhält sich auch mit diesen meinen Tafeln so. Und dennoch verspreche ich auch jetzt nicht, dass diese völlig vollendet sind, weil noch manches an der Theorie der Jupitermonde offensichtlich unvollständig ist. Wegen des außerordentlich großen Abstandes zwischen Jupiter und Erde erscheint die ganze Breite der Jupitersystems so schmal, dass speziellere Unterschiede so leicht nicht wahrgenommen werden können. Nur durch langfristige Beobachtungen bei größen Abständen der Mondee voneinander kann Abhilfe geschaffen werden.

Daher hat der Jesuit Scheiner aus Ingolstadt mir in äußerst hohem Maß Unrecht zugefügt, wie ich es nicht verdient habe; ich hatte von ihm völlig anderes erwartet als das, was er kürzlich in seinen mathematischen Untersuchungen gegen mich in voller Gehässigkeit ausgestossen hat. Denn am 4./14. Juli war bei mir ein hochgelehrter Mann, Herr Petrus Saxo aus Holstein, Student der Mathematik, der seinen Weg von Ingolstadt von genanntem Scheiner direkt zu mir nahm, und berichtete mir unter anderem, dass Scheiner ein Buch (das schon im Jahr zuvor gedruckt worden war[2]) herausbringen werde über ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Für die Übersetzung vgl.:
    Gaab, Hans; Leich, Pierre: Marius' Replik auf Scheiner. Der Anhang zum Mundus Jovialis von Simon Marius. Globulus 18 (2014), S. 11-14, hier S. 12-14.
  2. Was diesen Teil betrifft, so ist dies entweder vom Boten, oder von Scheiner selbst, eine offensichtliche Unwahrheit, denn im Text von Scheiners Buch wird der Mundus Jovialis wiederholt zitiert.