Galilei und Marius


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... mit einer Kerzenflamme, die man aus großer Entfernung durch ein Stück Horn betrachtet. Die zweite betrifft das Funkeln der Sterne, worüber er sagt, dass es ein Fehler ist zu glauben, dass nur die Fixsterne dieses Phänomen zeigen. Auch die Planeten funkeln, nur der Mond ist ausgenommen. Saturn funkelt am wenigsten, danach kommt der Jupiter, als dritter der Mars, diesem folgt Venus; der Merkur schließlich funkelt am stärksten.[1] Um sich davon zu überzeugen, muss man das Okular entfernen, den Teil des Fernrohrs ohne Linse an die Augen führen und es auf den Stern oder Planeten richten, den man funkeln sehen will. Wir wiederholten das Experiment von Marius und konnten feststellen, dass dieses Phänomen sehr gut zu sehen ist.

In seiner dritten Beobachtung berichtet Marius über die Bilder der Sterne, wie sie sich ihm mit einem Fernrohr zeigten, das er sich nach seiner Rückkehr aus Regensburg angeschafft hatte. Dieses Teleskop zeigte ihm nicht nur die Bilder der Planeten, sondern auch der hellsten Sterne, wie Sirius, Procyon, die im Orion, im Löwen und im Großen Bären, mit einer wohldefinierten Scheibe, wozu er hinzufügte:[2] "Ich wundere mich allerdings, dass Galilei mit seinem so hervorragenden Instrument dies nie gesehen hat. Er schreibt nämlich in seinem Sternenboten, dass die Fixsterne von dem äußersten Bereich keinesfalls abgegrenzt erschienen; dies hielten manche später für ein wichtiges Argument dafür, dass nämlich dadurch das copernicanische Weltbild gestützt werde; denn wegen der unermesslichen Entfernung der Fixsterne von der Erde könne ihre Kugelgestalt von der Erde aus überhaupt nicht wahrgenommen werden. Da nun aber sehr sicher feststeht, dass man auf der Erde durch dieses Fernrohr erkennt, dass auch die Fixsterne eine runde Gestalt haben, fällt freilich diese Argumentation; es wird ganz das Gegenteil bekräftigt, dass nämlich die Sphäre der Fixsterne keinesfalls eine so sehr unglaubliche Strecke von der Erde entfernt ist, wie es die Annahme des Copernicus besagt; vielmehr wird bestärkt, dass die Fixsternsphäre nur so weit von der Erde entfernt ist, dass doch durch dieses Instrument jene Körper deutlich als runde Gestalten zu sehen sind; dies stimmt überein mit der Anordnung der Himmelssphären - des Tycho und meiner eigenen - ...


Fussnoten

  1. In seinen Mathematischen Untersuchungen hat Scheiner ein offensichtliches Plagiat auf Kosten von Marius begangen. Er schreibt über das Funkeln der Planeten und beobachtet genau die gleiche Abfolge in der Intensität, wie sie Marius benannte. Nur wenn er eine Gelegenheit findet, ihm zu widersprechen, und spricht von den dunklen Flecken, die Marius bemerkt haben will, und zitiert den calvinistischen Astronomen, und fügt hinzu, dass diese Art der Beobachtung der Sterne, mit nur einem konvexen Glas bereits in Ingolstadt in Gebrauch war, "seit Beginn dieser Neuheiten", was zu bedeuten scheint, dass sobald die Gläser ankamen, die Jesuiten in Ingolstadt sie mit nur einer Linse benutzten, um die Sterne zu beobachten!
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. )()()(1r. Die deutsche Übersetzung folgt der von Joachim Schlör 1988, S. 49.