Briefwechsel Johann Heinrich Müller


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Müller, Johann Heinrich (1671-1731)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1673-1733)
Ort Altdorf
Datum 4. Januar 1724
Signatur ZB Zürich: Ms H 299, S. 287-289
Transkription Hans Gaab, Fürth

Vir Celeberrimi!

Nachdem ich in meinem jüngsten Antwort-Schreiben vom 13. Aug. anno superiori[1] unter andern Meldung gethan von einigen Observationibus, die ich occasione Jubilai nostro[2] in ein paar Disputationen heraus gegeben,[3] u. inzwischen ich durch gütige Vermittlung Hln. Gräsels[4] in Nürnberg Gelegenheit gefunden solche zu übermachen, als übersende hiemit 3 Exemplaria zu dero eigenen Disposition. Wobej mir doch solte lieb seyn, wann M. Hochgeehrter Hl. wie Sie ehedem auch einmal proprio motu an dem Hln. Abt Bignon[5] gethan, auch für diesesmal solten Gelegenheit finden ein Exemplar davon nach Paris, und etwan an Mr. de L'Isle in specie, zu übersenden, als welcher mir jüngstens die Ehr gethan, wegen einiger Observationen B. Eimarti an mich zu schreiben,[6] deme auch ehestens deßwegen antworten

[S. 288]
werde. Wie die Addresse nach seiner eigenen Vorschrifft an ihn zu machen, ist aus bejgehendt schedula zu ersehen. Ich unterstehe mich gar nicht M. Hlgl. Hln. deßwegen besondere Mühe, noch viel weniger Unkosten zu machen, sondern stelle es nur zu dero eigenen Belieben anheim wenn sich etwan sonst eine ungezwungene Gelegenheit darzu solte eraignen. Gibt es Gelegenheit von M Hlgl. Hln. etwan wieder mit ein paar Antwort-Zeilen beehrt zu werden, so wird es mir angenehm seyn, wann zugleich von S. Excell. Hln. Grafen Marsigli[7] viel gutes vernehmen werde. Womit unter Göttl. Gnaden Ergebung u. herzlicher apprecierung eines von Gott höchst-gesegneten N. Jahrs unausgesagt verharre

Celeberrimi Nom. T.

  Altorf d. 4. Januar.
      1724

Cultor studiosissimum
J.H. Müller.  

[S. 289]
P.S. Weil von dem in der ersten Disputation erwehnten Programmate[8] eben noch ein paar Exemplare übrig finde, so lege solches hiemit auch bej.


Fussnoten

  1. Müllers voriger Brief ist auf den 9. August datiert, nicht auf den 13.
  2. Das Fest Peter und Paul war in Altdorf der Semesterbeginn (29. Juni).
  3. Müller, Johann Heinrich: Observationes Astronomico-Physicae selectae in Specula Altorfina ab anno novae Eius instaurationis MDCCXI usque ad praesentem annum Academiae Secularem MDCCXXIII habitae et cum interspersis passim annotationibus elucidatae. Pars Prior. Altdorf: Jobst Wilhelm Kohles 5. Juni 1723. Respondent: Johann Ignatius Michahelles (1702-1741).
    Müller, Johann Heinrich: Observationes Astronomico-Physicae selectae in Specula Altorfina ab anno novae Eius instaurationis MDCCXI usque ad praesentem annum Academiae Secularem MDCCXXIII habitae et cum interspersis passim annotationibus elucidatae. Pars Posterior. Altdorf: Jobst Wilhelm Kohles 1723. Respondent: Johann Albert Spies (1704-1778).
  4. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  5. Johann Paul Bignon (1662-1743) war seit 1720 Königlicher Staatsrat und Bibliothekar. Er war auch Vizepräsident der Französischen Akademie der Wissenschaften.
    Vgl. Lambert, Claude-François; Hübler, Daniel Gotthold Joseph: Gelehrte Geschichte der Regierung Ludwig des Vierzehnten, Band 1. Leipzig, Koppenhagen: Mumme 1759, S. 323-331.
  6. Vgl. den Brief von Joseph-Nicolas Delisle an Müller vom 1. November 1723.
  7. Luigi Ferdinando Marsigli (1658-1730).
  8. In der Praefatio der Observationes heißt es (S. 3f.): "Factum inde est, ut, ex intervallo duodecim fere annorum, varioum observationum supellectilem colligeremus, earumque interdum unam alteramue cum doctis et amicis communicaremus, aliquando etiam Novis literariis inserendam libenter committeremus." In Band 5 den Nova litteraria von 1723 finden sich S. 155f. Müllers Beobachtungen der Saturnbedeckung vom 11. Februar 1722 und Polhöhenbestimmung vom 22. Juni 1722. Diese Beobachtungen finden sich auch in den Fasti Vniversitatis Altorfinae von 1723, S. 227f. bzw. S. 265f.
    Diese Beobachtungen dürfte Müller hier beigelegt haben.