
Peter Kolb
astronomischer Beobachter am Kap der guten Hoffnung.* 10.10.1675 in Martkredwitz ; † 31.12.1726 in Neustadt an der Aisch
- Vater: Alexander Kolb, Schmied und Zolleinnehmer.
- Mutter: Katharina Krippner.
- Kolb starb unverheiratet.
Lebenslauf:
Peter Kolb besuchte zunächst die Schule in Marktredwitz, ab 1688 die Lateinschule in Wunsiedel. Nahezu mittellos kam er 1694 nach Nürnberg, wo ihn Johann Siegfried Textor (?-1704) in die Lorenzer Schule aufnahm und ihn förderte. 1696 wechselte er ans Egidienymnasium und konnte parallel dazu bei Georg Christoph Eimmart (1638-1705) auf dessen Sternwarte als Assistent mitarbeiten, wobei er auch in dessen Haus wohnte. 1700 nahm er sein Studium in Halle auf, wo er bereits ein Jahr später promovierte.
Auf Veranlassung des Barons Bernhard Friedrich von Krosigk (1660-1714) schiffte er sich am 20. Dezember 1704 ans Kap der Guten Hoffnung ein, wo er am 12. Juni 1705 eintraf und nach Nürnberger Vorbild eine astronomische Beobachtungsstation einrichtete. Ziel war es den Abstand des Mondes zur Erde genauer zu bestimmen. Dazu muss gleichzeitig von zwei möglichst weit auseinander liegenden Punkten der Erde die Position des Mondes gemessen werden. Kolb sollte von Südafrika aus messen, der Eimmart-Schüler Johann Wilhelm Wagner (1681-1745) von Berlin aus. Allerdings fand Kolb keine Situation vor, die seinen astronomischen Beobachtungen förderlich waren.
1713 kehrte er nach Europa zurück, 1715 war er wieder in Nürnberg. 1718 wurde er Direktor der Lateinschule in Neustadt an der Aisch, wo er bis zu seinem Lebensende im Dezember 1726 blieb.
Wirken:
Kolb tat am Kap der Guten Hoffnung sicherlich sein Bestes, doch waren seine astronomischen Beobachtungen zu ungenau, um dem eigentlichen Ziel, der Bestimmung der Mondparallaxe näher zu kommen.
Doch veröffentlichte Kolb 1719 in Nürnberg bei Peter Conrad Monath (1683-1747) sein Werk Caput bonae spei hodiernum d.i. vollständige Beschreibung des Africanischen Vorgebürges der guten Hoffnung. Darin beschrieb er ausführlich Sitten und Gebräuche der Einwohner am Kap, die zudem mit zahlreichen Kupferstichen illustriert sind. Dieses Werk erfuhr im 20. Jahrhundert zahlreiche (z.T. stark gekürzte) Nachdrucke.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Kolb wurde zu seinen Lebzeiten – und z.T. heute noch – stark angefeindet. Doch gilt sein Hauptwerk heute in Südafrika als ethnografische Meisterleistung, Forschungen auf diesem Gebiet haben alle die Schrift von Peter Kolb zum Ausgangspunkt. In Neustadt an der Aisch wurde ein Platz nach ihm benannt und in Marktredwitz eine Straße.
Ausgewählte Werke:
- Für eine ausführliche Bibliographie siehe Wolfschmidt 1978, S. 37-40
- De natura cometarum. Halle: Henckel 1701, 20 S. [SLUB Dresden]
- De Aquis Capitis Bonae Spei. In: Acta Eruditorum, Suppelmenta 6/VII (1717), S. 316-323 [Google]
- Caput bonae spei hodiernum d.i. vollständige Beschreibung des Africanischen Vorgebürges der guten Hoffnung. Nürnberg: Peter Conrad Monath 1719, 846 S. [BSB München]
- Reise zum Vorgebirge der Guten Hoffnung. Bearbeitet von Paul Germann. 2. Aufl. Leipzig: Brockhaus 1926
- Caput Bonae Spei Hodiernum. Lebensgewohnheiten der Hottentotten. Mit einer Einleitung über Peter Kolb von Dr. Hermann Braun. Schriftenreihe der Volkshochschule der Stadt Marktredwitz. Heft 22. Marktredwitz 1975
- Unter Hottentotten 1705-1713. Die Aufzeichnungen von Peter Kolb. Herausgegeben von Werner Jopp. Tübingen; Basel: Horst Erdmann 1979
Literatur:
- Good, Anne: The construction of an authoritativ text: Peter Kolb“s description of the Khoikhoi at the cape of Good Hope in the eighteenth century. In: Journal of early modern history 10/1 (Mai 2006), S. 61-94
- Huigen, Siegfried; Jong, Jan L. De; Kolfin, Elmer (Hrsg.): The Dutch Trading Companies As Knowledge Networks. Leiden, Boston: Brill 2010
- Kalb, Alfons: Geschichte der höheren Schule in Neustadt a. d. Aisch. 1. Teil: Bis zum Jahre 1730. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Progymnasiums Neustadt a. A. 1919/20
- Mairoser, Georg: Geschichte der Expedition Peter Kolbs nach dem Kap der guten Hoffnung 1705. Seine kleineren schriftstellerischen Arbeiten. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der Kgl. Kreisrealschule Nürnberg 1900/01. Nürnberg: J. L. Stich 1901
- Mairoser, Georg: Peter Kolbs "Caput Bonae Spei Hodiernum" (Zweiter Teil). Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der Kgl. Kreisrealschule Nürnberg 1901/02. Nürnberg: J. L. Stich 1902
- Markus, Karsten: Peter Kolb (1675-1726), ein fränkischer Astronom in Afrika. In: Wolfschmidt, Gudrun (Hrsg.): Simon Marius, der fränkische Galilei. Hamburg: tredition 2012, S. 294-323
- Mentzel, O. F.: Vollständige und zuverlässige geographische und topographische Beschreibung des berühmten und aller Betrachtung merkwürdigen Afrikanischen Vorgebirges der Guten Hoffnung. Glogau: Günther 1785 [archive.org]
- Oertel, Georg Christoph: Vita Fatis ac Meritis M. Petri Kolbii. Nürnberg: Felsecker 1748 [BSB München; einige Seiten sind hier leider nicht lesbar]
- Wolfschmidt, August: Magister Peter Kolb.
Ein Forscher und Lehrer aus Franken. Neustadt an der Aisch: Verlagsdruckerei Ph. C. W. Schmidt 1978
- Hinweis: Die fehlenden Seiten 36 und 37 finden Sie hier.
Links:
Biografisches
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Die beiden bekannten Porträts von Peter Kolb
- Übersicht über Kolbs Briefwechsel mit Eimmart aus dem 3. Band des Eimmart-Nachlasses
- Kurze Geschichte des Kaps der Guten Hoffnung
- Nicolas de Fer (1646-1720): Karte vom Kap der Guten Hoffnung von 1705; diese Karte dürfte die Vorlage für die entsprechende Abbildung bei Kolb gewesen sein
- Brief von Doppelmayr aus Utrecht an Kulmich und Kolb in Halle, Oktober 1700
- Brief von Doppelmayr aus Utrecht an Peter Kolb (?), 6. Februar 1701
- 5 Briefe an Nicolaas Hartsoeker vom 26. Oktober - 18. Dezember 1704 [Entwürfe]
- Zwei Briefe von Hartsoeker an Kolb vom 16. September 1704 und vom 29. Oktober 1704
- Brief an Krosigk vom 13. März 1705
- Brief an Daum, vermutlich Ende 1705
- Brief an Georg Münnich vom 24. Juni 1706
- Zwei Briefe vom Kap vom 14. März und 15. April 1708
- Brief von August Herman Francke (1663-1727) an Peter Kolb, 1709/10
- Sechs Briefe an Johann Jacob Scheuchzer, Rastatt August, September, Okt. 1714, Jan., 1. u. 29. März 1715
Briefe