Galilei und Marius


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... neu erfundene Instrumente, durch die man mit beiden Augen sehen konnte, um den gleichen Preis, der ursprünglich versprochen worden war.

Das Protokoll vom 13. Februar 1609 scheint zu bestätigen, dass letztendlich Lipperhey für drei Instrumente bezahlt wurde, das Stück zu 300 Gulden.

Diese einfachen, völlig authentischen Tatsachen, genügen, um eine Vorstellung von der Wirkung zu geben, die diese wichtige Erfindung hatte. Lipperhey glaubte für das erste Instrument 1000 Gulden verlangen zu können, und das obwohl die Staaten sich leicht selbst davon hätten überzeugen können, dass es nur aus einem Rohr bestand, dessen beide Enden mit einer Linse bestückt waren. Obwohl hier kein Geheimnis versteckt war, wurde ihm umgehend die respektable Summe von 300 Gulden zugestanden. Dabei war es unmöglich, die Bauweise eines solch einfachen Geräts geheim zu halten. Bei Erfindungen, die öffentliches Aufsehen erregen, scheint es immer so zu sein, dass nach der Ankündigung neue Erfinder auftreten. Am 15. Oktober 1608 bat Jakob Metius [nach 1571-1628] aus Alkmaar um ein Patent für seine Erfindung und wir werden sehen, wie auf der Frankfurter Herbstmesse im November dieses Jahres ein weiterer angeblicher Erfinder ein ähnliches Instrument anbot.

Wir weisen darauf hin, dass Lipperhey bei der Vorführung seines Gerätes eine Ausführung mit Quarz (Bergkristall) anbot, er also die Überlegenheit dieses Material im Vergleich zu gewöhnlichem Glas kannte. Zudem war er ein fähiger Handwerker, der das Fernglas in wenigen Wochen als Binokel entwerfen und ausführen konnte.

Zur Geschwindigkeit, mit der sich die Erfindung außerhalb der Niederlande ausbreitete, trugen ohne Zweifel die - als Folge des 12-jährigen Waffenstillstand erfolgten - Entlassungen der Offiziere, Ingenieure und einfachen Soldaten bei, die durch den Ruf des Prinzen Moritz als militärischer Reformator von dessen Armee angezogen worden waren. Zwei der von den Staaten beschafften Fernrohre von Lipperhey sollten dem französischen König Henri IV. angeboten werden. Der Brief des Botschafters Jeannin[1] vom 28. Dezember 1608 kündigte die nächste Sendung an den König an, die ihm von Crépy gebracht wurde, einem Soldaten aus Sedan, der nach Frankreich zurückkehrte und in der Garde des Prinzen gedient hatte.[2] Er habe die Kunst zur Herstellung ...


Fussnoten

  1. [Anmkerung des Bearbeiters] Pierre Jeannin (1540-1622) war ein bedeutender französischer Staatsmann.
  2. Van Swinden, dem wir die angeführten Details verdanken, fand im Archiv von Den Haag die schicksalhafte Antwort von Henri IV. vom 8. Januar 1609[!], sechzehn Monate vor dem Anschlag, der ihn das Leben kostete: "Ich werde mir mit Vergnügen die Ferngläser ansehen, die sie im Brief erwähnen, obzwar ich gegenwärtig mehr das Verlangen nach einem Gerät habe, das mir Dinge in der Nähe zeigen kann, als eines, das ferne Objekte zeigt." [Vgl. Moll (wie Fußnote 1 auf der vorigen Seite), S. 330].