Galilei und Marius


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... der Jupitersterne hat mir der sehr vornehme General aus einzigartiger Liebe für diese mathematischen Wissenschaften das Fernrohr ganz zur Verfügung gestellt. Seit jenem Zeitpunkt bis jetzt habe ich also mit diesem Instrument und mit anderen später gebauten meine Beobachtungen fortgesetzt. Diese Darstellung ist die volle Wahrheit. Ich könnte nämlich nicht über einen so großen Mann zu seinen Lebzeiten auf solche Weise in einer öffentlichen Schrift ungestraft Falsches erzählen, ist dieser doch hochberühmt nicht nur wegen seiner sehr edlen und alten Abstammung, sondern auch besonders wegen höchst tapferer und heldenhafter Taten und größter Kriegserfahrung in Gallien, Ungarn, Belgien und Deutschland. Alles, was ich also in dieser Hinsicht beobachtet, ausgearbeitet und schon veröffentlicht habe, das verdanke ich ganz diesem hervorragenden und höchst edlen Herrn, meinem Schutzherrn und Förderer, dem meine ganze Verehrung gilt. Ich führe dies aber nicht deshalb an, als wollte ich den Ruhm des Galilei schmälern und ihm selbst die Entdeckung dieser Jupitersterne bei seinen Italienern entreißen. Keineswegs! Ich will vielmehr, dass man erkennt, dass diese Sterne von keinem Menschen mir irgendwie gezeigt worden sind, sondern dass ich sie durch eigene Forschung fast genau zur gleichen Zeit - vielmehr etwas früher, als Galilei sie zum ersten Mal in Italien gesehen hat - in Deutschland gefunden und beobachtet habe. Zurecht also zollt man dem Galilei und bleibt ihm auch das erste Lob für die Entdeckung dieser Sterne bei seinen Italienern. Ob aber unter meinen Deutschen jemand vor mir diese gefunden und gesehen hat, konnt ich bisher nicht feststellen und glaube ich auch nicht recht. Fast das Gegenteil habe ich erfahren; es gab ja Leute, die sich nicht gescheut haben, den Galilei und mich ganz dumm des Irrtums zu beschuldigen. Ich zweifle aber nicht daran, dass sie selbst schon ihres Irrtums und vorschnellen Urteils über das Werk anderer reut und schämt. Wenn also dieses mein Buch zu Galilei nach FLorenz[1] gelangt, bitte ich ihn, dass er es in diesem Sinne nimmt, wie es von mir geschrieben worden ist. Es liegt mir nämlich fern, dass meinetwegen seine Autorität oder seine Entdeckungen geschmälert werden; vielmehr will ich ihm sehr danken für die Veröffentlichung seines Sternenboten; dieser hat mich nämlich sehr bestärkt. Besonders waren mir seine Beobachtungen nützlich weil sie fast genau zu der Zeit gemacht worden sind, in der ich in Schwäbisch Hall war und keine Beobachtungen machte.

Wenn mir auch jene nicht in jeder Hinsicht exakt erscheinen, haben sie mir trotzdem viel geholfen im Hinblick auf die östlichen und westlichen Positionen und die Stellung der Sterne untereinander. Die Methode, nach der Galilei selbst ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Bei Oudemans und Bosscha steht hier Rom. Im Originaltext von Marius heisst es aber eindeutig Florenz.