Briefwechsel Johann Philipp von Wurzelbau


Kurzinformation zum Brief  
Autor Wurzelbau, Johann Philipp (1651-1725)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 1. Februar 1724
Signatur UB Basel: L Ia 730: Bl. 23r-24r
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEdler, Hochgelehrter
 HochgeEhrter Herr

Es haben freylich die beschwerliche früchte des alters im abgewichenen Jahr unterschiedlich, zu mahlen am 18ten. Octobris abends (so eben trübe war) nachdeme ich tags vorhero den kleinen Cometen erstlich in venere Capricorni bey denen kleinen fixis b und ξ erblicket, bey mir eingefunden:[1] Weilen ich nun hierdurch damals ausser Stande gesezet worden, denselben mit grössern Instrumenten und accurat eher zu observiren, so habe jedoch nicht unterlassen eine kleine Carte[2] mit den Asterismis welche dessen orbita erreichen möchte, zu formiren und mit Hülffe eines zweyschuhigen Tubi, welcher 4 gradus fasset, aus meinen Kammerfenstern, soviel die, meiner Unpäßlichkeit wegen unanständige rauhe Lufft zulassen wollen.

[Bl. 23v]
dessen motum darin verzeichnet: worunter sonderlich die am 21. Octobris gehaltene observation, da h. VI m. 45 der comet mit beeden fixis ε et μ supra manum Aquarii praecedentem, triangulum aequilaterum, angulo obtuso ad ε statuto formirt,[3] hernach fast zusehends höher angestiegen, bis er h. VIII m. 50 mit beeden diesen fixis, jedoch näher bey ε als dieser von μ abstehet, in gerader lineam angerucket, selbige auch h. IX m. 27 kaum überschritten, die considerabelste geworden, wie mein hiebey gesender darüber verfertigter abriß (mehrere observationes hat meine Unpäßlichkeit nicht zugelassen) etlicher massen vorstellen kan, welchen mein HochgeEhrter Herr wohlgeneigt aufzunehmen, mit dero accuraten observation zu conferiren beliebe und ferner Gunstgewogenheit, unter Göttlicher Gnaden Ergebung continuiren wollen, ich verharre jederzeit

  Ew. HochEdl.

Meins HochgeEhrten Herrn

Nürnberg
den 2 Februar
  1724.

dienstergebener    
Johann Philipp von Wurzelbau

[Bl. 24r]


Fussnoten

  1. Wurzelbau überfiel "ein starckes Fluß Fieber", d.h. eine starke Grippe. Er informierte dann aber auch die Brüder Rost über den Kometen, vgl. den Brief von Johann Leonhard Rost an Christfried Kirch vom 2. November 1723. Für Rosts eigene Beobachtungen siehe seinen Brief an Kirch vom 11. Dezember 1723.
  2. Vgl. die Abbildungen im Brief an Grammaticus vom 13. Januar 1724 sowie dem Brief an Delisle vom 28. Januar 1724.
  3. Der Komet bildete mit den beiden ihm vorangehenden Fixsternen ε und μ über der Hand des Wassermanns ein gleichschenckliges Dreieck, mit einem stumpfen Winkel bei ε.