Georg Christoph Eimmart:
Widmung an Joseph I. (1678-1711)


Josef I. (1678-1711) war der älteste Sohn von Kaiser Leopold I. (1640-1705). Am 24. Januar 1690 war Joseph zum römisch-deutschen König ernannt worden. In den oberen zwei Dritteln des Textes rühmte Eimmart Joseph, im unteren Drittel widmete er ihm die Beobachtung des Merkusdurchgangs vom 31. Oktober / 10. November 1690. Diese Beobachtungen stammten allerdings nicht von Eimmart selbst, sonder von Johann Philipp von Wurzelbau, ohne dass dessen Name genannt wurde. Eimmart fragte ihn erst nachträglich um Erlaubnis. Dies war der Beginn einer Entfremdung zwischen den beiden und führte später zu einem erbitterten Streit.

1769 1769 1769
Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 2. 990, Bl. 26

Beobachtung des Durchgangs von Merkur vor der Sonne
gehalten in Nürnberg am 31. Oktober / 10. November 1690

Nach der Reihe all der vergangenen Jahrhunderte, wurde erstmals Remus Quietanus[1] aus Ruffach[2] an der Grenze zu Deutschland im Jahr 1631 das Glück zuteil, dass er, was wir nun gegenwärtig selbst verfolgen, die seltene und ungewöhnliche Ansicht des Merkurs vor der Sonne beobachten konnte, ein Phänomen, das er gleichzeitig mit Beobachter aus Ingolstadt[3] vor seiner Durchlaucht, dem österreichischen Kaiser Leopold[4] ausbreiten und zusammen mit dem Anblick in Briefen übersenden konnte.[5] Als 1690 der 31. Oktober / 10. November herannahte, für den die Ephemeriden einen ähnlichen Anblick anzeigten, standen wir wohlversehen mit geeigneten Geräten, bereit; aber als am Vormittag die Zeit herannahte, verdeckten beständig Wolken den Himmel. Um 8 Uhr 13 Minuten brachen Sonnenstrahlen durch und zeigten die Szene, und nicht weniger als einen halben Finger breit, einschließlich des großartigen Anblicks des Merkurs, war die Sonne in 60 36' Höhe wahrzunehmen. Nach einer nur kleinen Weile verschwand der Merkur am Sonnenrand, der letzte Kontakt war um 8 Uhr 26 Min. bei einer Sonnenhöhe von 80 45' an einem Punkt des Randes, der von der Vertikalen einen Abstand von 140 gegen Norden hatte. Der Durchmesser der Sonne (am 25. Oktober) hatte von 20.000 ganzen Teilen achtundachtzig, und durch ein Loch in der Tafel, das den Radius der Sonne aufnimmt, sowie mit einem 24-füssigen Teleskop auf herkömliche Weise zu 30' 20'' bestimmt, die Meridianhöhe der Sonne betrug an diesem Tag 240 58' 20''. Der kleine Merkur nahm acht und ein halbes Teil auf der in Tausend Teile unterteilten Sonnenscheibe. Im übrigen verhinderte das Wetter weiteres zum Fortschritt der Wissenschaften aufzuzeichnen. Dies ist die kurze Zusammenfassung der Beobachtung.


Fussnoten

  1. Johannes Remus Quietanaus (= Johannes Rundrauf) war ein von 1610 bis 1640 nachweisbarer Astronom, der mit Kepler im Briefwechsel stand.
  2. Ruffach ist die heutige Stadt Rouffach im Elsaß, die etwa in Höhe von Freiburg auf der anderen Seite des Rheins liegt.
  3. Gemeint ist Johann Baptist Cysat (1586-1657).
  4. Leopold V. Ferdinand (1586-1632), Erzherzog von Österreich.
  5. Dieser Einleitungssatz ist identisch mit dem aus der Historiola von Johann Samuel Schoder von 1690, Bl. )(2r.