Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Stadtverwaltung Göttingen
Empfänger Klärich, Friedrich Wilhlem[1]
Ort Göttingen
Datum 23. Dezember 1767
Signatur Stadtarchiv Göttingen: Amtsbücher Exp. IV Band 29, S. 646-651
Transkription Hans Gaab, Fürth



Wir Gericht Schultze Bürgermeister und Rath der Stadt Göttingen urkunden mittelst dieses:

  Demach der Hl. Prof. Georg Moriz Lowitz bei uns nachgesuchet, das von seiner verstorbenen Ehefrau Weyl. Dorothea Regine Elisabeth gebl. Riepenhausen[2] hinterlaßene an der Wehnder Straße hieselbst zwischen des Doctoris Cassius[3] und des Tischlers Maeder[4] Häusern sub Nro. 68

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belegene Wohn= und Brauhaus nebst dem daran hangenden Flügeln und dahinter liegenden Garten auch Scheuren, Ställen, und übrigen Gebäuden öffentlich an den Meistbietenden zu verkaufen, und dann durch das in copia vidimata[5] beigebrachte mit Weyl. seiner Ehefrau Dorothea Regina Elisabeth gebl. Riepenhausen errichtete Testamentum reciprocum vom 7ten Oct. 1756 sich als Erbe seiner Ehefrau legitimiret, jedoch daß seinem unmündigen mit gedachter seiner Ehefrau erzeugte Sohn Tobias Lowitz[6] der Pflichttheil hinterlaßen worden, diesem unmündigen Sohn hierauf auch der Advocat Heinrich Arnold Fincke[7] ad Actum divisionis zum Curatore bestellet, und der gebethene Aufschlag untern

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14ten Mart. 1766. erkant und ausgefertiget worden, in denen mehrmahls erstreckten Versteigerungs-Terminen aber sich kein annehmlicher Licitant gefunden, der Hl. Prof. Lowitz inzwischen bei dem foro academico bonis cediret,[8] wolgedachtes forum academicum auch den Advoc. Heinrich Arnold Fincken zum Curatore des minderjährigen Tobias Lowitz bestellet, und unter den 10ten Oct. 1767. einen Vergleich, Inhalts deßen der Pflichttheil des minderjährigen Tobias Lowitz an dem Nachlaß Weyl. Dorothea Regine Elisabeth Lowitz gebl. Riepenhausen auf 1800 rt. in Louis d'or a 5 rt. bestimmet worden, authorisant, auch hier-

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auf gedachten Vormund Advocat Fincken gegen das eÿdliche Versprechen das Hl. Prof. Lowitz, den zu 1800 rt. gesetzten Pflichttheil seines Sohnes für seinen Sohn zinsbar zu belegen, unter den 21ten Oct. 1767. seiner Pflichten entlaßen, der Hl. Prof. Lowitz inzwischen am 11ten Nov. d. J. angezeiget, daß er sein vorbeschriebenes Haus extravidicialites an den Mechanicum Riepenhausen[9] für 2200 rt. in Louis d'or a 5 rt. verkauft habe, dieser Mechanicus Johann Christian Riepenhausen aber sein Kauf=Recht laut protoc: vom 4ten Dec. d. J. an Hl. Hof=Medicum und Stadt. Phys. Dr. Friedrich Wilhelm Klärich abgetreten, dieser auch hierauf am 18ten Dec. 1767.

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diese 2200 rthl. schreiben zweÿ Tausend zweÿ hudert Thaler solcher gestalt berichtiget hat, daß derselbe laut producirter Quitung

  a) an die Stadt-Recepturen für rückständige onera 44 rt. 31 kr 5 g.
  b) an Hl. Prof. Lowitz laut zweier Scheine auf Abschlag der Kaufgelder 250 --
    bereits bezahlet habe, und daneben -- 1905 4 3
    baar im Gerichte an dHl. Verkäufer aus gezahlet hat, mithin hiedurch in Summa 220 rt. --

berichtiget worden; als wird der Käufer dieses Hauses dHl. Hof=Medicus und Stadt Phys. Dr.

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Friedrich Wilhelm Klaerich über die geschehene richtige Auszahlung quitiret, und demselben sothanes Haus samt Zubehör, Recht und Gerechtigkeit zum völligen Eigenthum übergeben, und soll demselben von dem Verkäufer so weit Rechtens, die Gewähr hierüber geleistet werden.

  Urkundl. ist demselben gegenwärtiger Adjudications-Schein welcher dem Stadt-Handelsbuche wörtlich einverleibet worden, unter Beidruckung des größern Stadt-Insiegels, und gewöhnlicher Unterschrift, ausgefertiget worden. Signatum Göttingen im Civil-Gericht d. 23.ten Dec: 1767.

Bürgermeister
(L.S.) und Rath der Stadt
Göttingen



Fußnoten

  1. Klärich praktizierte seit 1748 in Göttingen, 1759 wurde er Stadtphysicus, 1765 Hofmedicus.
    • Wähner, Andreas Georg: Tagebuch aus dem Siebenjährigen Krieg. Bearbeitet von Sigrid Dahmen. Göttingen: Universitätsverlag 2012, S. 260
  2. Dorothea Regina Elisabeth Riepenhausen (23.07.1723-14.03.1765) hatte am 20.04.1756 Lowitz geheiratet.
  3. Der Jurist Georg Andreas Cassius (1716-1791) hatte am 24.11.1750 die Schwester der Ehefrau von Lowitz, Charlotte Margaretha Catharina Riepenhausen (1727-1809) geheiratet.
  4. Johann Heinrich Mäder war Tischler bzw. Schreinermeister.
  5. copia vidimata: beglaubigte Kopie.
  6. Tobias Lowitz (22.04.1757-07.12.1804) war das einzige überlebende Kind aus der zweiten Ehe von Lowitz.
  7. Nachdem sich Lowitz für zahlungsunfähig erklärt hatte, war seinem Sohn als Kurator der Advokat Heinrich Arnold Fincke zugewiesen worden.
  8. Nachdem sich Lowitz für zahlungsunfähig erklärt hatte, hat er seine bonis cedirt, d.h. seinen Gläbigern seine Güter überlassen.
  9. Der Universitätsmechaniker Johann Christian (nicht Christoph) Riepenhausen (1724-nach 1791) stammt aus der östlich von Göttingen gelegenen Duderstadt und erhielt am 31.01.1746 das Bürgerrecht als Uhr- und Schützenmacher in Göttingen. Er war mit Maria Elisabeth Zeller verheiratet, der Kupferstecher Ernst Ludwig Riepenhausen (1762-1840), der u.a. mit Lichtenberg zusammenarbeitete, ist ihr gemeinsamer Sohn. 1791 verkaufte er das Brauhaus Stumpfebiel 504 an den Schneidermeister Johann Conrad Vogelsang. Die Universität in Göttingen besitzt eine Windbüchse von ihm.
    Mit der Göttinger Ratsfamilie Riepenhausen war er nicht verwandt.
    • Behrendsen, Otto: Zur Geschichte der Mechaniker Göttingens. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik 1907, S. 121
    • Pütter, Johann Stephan: Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte, 2. Theil. Göttingen: Vandhoeck=Ruprecht 1788, S. 356
    • Stadtarchiv Göttingen: F 3 Nr. 8767: Kaufvertrag zwischen dem Ehepaar Riepenhausen und dem Schneidermeister Johann Conrad Vogelsang von 1791
    • Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 390, Tab. IV, Eintrag 647


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