Briefwechsel Johann Leonhard Rost


Kurzinformation zum Brief
Autor Rost, Johann Leonhard (1688-1727)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 2. Juni 1724, Beilage
Signatur UB Basel: L Ia 720, Bl. 112r-120v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Die Beobachtungen von Delisle zum Merkurtransit vom 9. November 1723 in der Übersetzung von Rost

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Von der Erscheinung des Mercurii in der Sonne, wie sie A.o 1723 d. 9 Nov. Nachmit. auf dem Königl. Observatorio zu Paris, von Herrn de l'Isle, Lectore Regio et Profess. Mathemat. in Collegio Regio, observiret worden ist.


Nachdem der Herr Observator, schon etliche Tage vor der apparition des ☿ii, eine neue Secunden Uhr, auf das Observatorio Regio bringen laßen, hat er den 9 u: 10 Nov. weil der wolckigte Himmel solches nicht eher verstattet, Vor= u. Nachmittags, verschiedenen Sonnen Höhen, auf seinem mit Telescopischen dioptris versehenen Quadranten von 3½ Schu, der nach der Methode des Chevalier de Louville (vid. Memoires de l'Academie Roiale A.o 1714. pag. 65) gemacht worden, zu dem Ende gemeßen, damit er den motum seines Peduli daraus untersuchen, und das tempus verum desto richtiger bestimmen konte. Er hat schon hierzu viele Mühe angewendet, und noch über dieses, seine Uhr, mit dem horologio des Herrn Cassini conferiret. Gleich wie er solches alles in seiner weitläufigten Description, auf etlichen Blättern erkläret, und durch 2 besondere Tabellen, begreifflicher dargestellet hat.

Ich mus hierbey gleich anfänglich erinnern, daß er nicht nur zur Rechnung pro correctione Horologii, sondern auch bey den übrigen Observationibus, woraus er den motum ☿ii per calculum deduciret, die darzu benötigten Elementa und requisita als die Longitudinem, Declinationem und Ascensionem rectam Solis; deßgleichen ihre parallaxin u. Refraction, mit dem Semidiametro derselben, aus den Tabulis Ludovicianis des Hl. de la Hire gezogen; auch deßen Elevationem Poli Observa

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torii, von 48.0 50.' 0'' angenommen: wiewol es scheinet, daß er die letzten nicht vor exact hielte; wie ich denn in meinem Astronomischen Hand Buche p. 37. 38 aus den Observationibus des alten Herrn Cassini dargetahn, daß sie noch um 40'' größer seyn müße.

Nach verrichteter Correction des motus horologii, meldet der Herr de l'Isle ferner, daß er den 9 Nov. gleich nach dem Mittag angefangen, die Sonne durch einen 20 Schuigen Tubum aufmercksam zu betrachten. Sein Herr Bruder, taht dergleichen mit einem 13 Schuigen, u: noch eine andere Person, verrichtete es durch den 3½ Schuigen excellenten Tubum seines Quadranten. Der Herr de l'Isle war der erste, welcher um 2 H 50 m. 30 s. wahrer Zeit bemerckte, daß der westliche limbus ☿ii, den östlichen der Sonne berührte; worauf seine übrigen Hhl. Coobservatores, solches ebenfalls beobachteten. Um 2 H. 51 m. 0 s. bedünckte ihm und seinem Herrn Bruder, daß das centrum ☿ii, am limbo Solis stünde: und um 2 H. 51 m. 37 s. glaubte er, wäre der völlige Eintritt erfolget; wiewol er noch nicht sahe, daß der limbus occidentalis ☿ii, sich vom östlichen Sonnen Rande separiret hatte. Indem nun sein Herr Bruder ein gleiches urtheilte, und noch etliche Secunden verstrichen, ehe sich die Separation deutlich zeigete: so setzte er die Immersionem totalem auf 2 H. 51 m. 40 s; meldet aber dabey, wie er es nicht zu läugnen begehrte, daß bey diesen momentis, vielleicht ein error von etlichen secundis eingeschlichen. Allein, wenn solches schon geschehen, so hat man doch meines Erachtens, auf dergleichen Kleinigkeit, keine Reflexion zu machen; maßen etliche scrupula secunda temporis, billich nicht zu vonsideriren seyn.

Als das momentum ingressus ☿ii, glücklich erlanget worden, begab sich der Herr de l'Isle zu seinem Quadranten, um nun mit selbigem den Mercurium zu observiren. In deßen darauf befindlichen Tubo, war ein Micrometron, durch deßen Vermittlung, konte man den darinnen angebrachten unbeweglichen horizontal faden, einen andren horizontal und parallel bewegen. Diesen beweglichen horizontal faden, gebrachte er, den Unterschied der Höhen zu erfahren, ohne daß es nöhtig war den Quadranten zu bewegen. Bey allen Observationibus nun, die er mit erwehntem Instrument verrichtet, als der Mercurius durch die Sonne gegangen, stunden die 2 horizontal fäden, um 2.' 32'' von einander entfernet, welche weite er darzu erwählet, damit sich die Observationes multipliciren liesen.

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Solche Nachricht vorausgesetzet, observirte er die Zeit, wenn der ☿ u. die ☉ durch die Creutzfäden des Tubi gegangen. Passirte der ☿ den horizontal faden, so bemerckte er die Observation also: (-) hat er den Vertical faden durchstrichen, so brauchte er dieses Zeichen (Ι) und bey der passage des limbi orientalis ☉is an dem Vertical faden, das gegenwärtige (⊃): passierte herentgegen der libus Solis superior s. septentrionalis, einen horizontal faden, so hat er es mit dem Zeichen (∪) angedeutet: und zwar darum, weil die limbi der Sonne, in dem verkehrt stellenden Tubo, sich auf der gleichen Art praesentirten.

Indem solcher gestalt der Herr de l.'Isle, die wahre Zeit gewust, wenn der limbus ☉is superior, bey jeder situation, durch einen horizontal faden gegangen, so konte er die wahre Höhe dieses limbi, durch die Rechnung finden, folglichen auch die situation des fadens. Er calculirte nehmlich die wahre Höhe des centri ☉is und addirte den Semidiametrum Solis (16.' 15'') darzu, so kriegte er die wahre Höhe des obern limbi der Sonne; die zugleich die Höhe des ☿ zu der Zeit gab, da er durch eben diesen faden passiret, wenn man anderst supponiret, daß die ☉ u. der ☿, auch einerley wahre Höhe haben. Weil sie in einerley scheinbaren Höhe stehen, so könte zwar die parallaxis u. refraction die wahre Höhe verändern: allein da die Höhe, gleichsam nach der Breite des diametri ☉is angenommen wird, so kan die refraction bey der Höhe des ☿ii, die mit der ☉ fast einerley parallelum inne hat, sehr wenig, oder vielleicht gar nichts austragen; sondern es ist zwar richtig zu glauben, daß die ☉ u: der ☿ einerley Höhe haben, wenn eines nach dem andern einerley scheinbare Höhe erreichet.

Ob sich schon die differentia parallaxeos ☉ et ☿, nach der hypothesi des Herrn de la Hire nur auf 3'' erstrecket, so hat der Herr de l' Isle doch nicht ermangelt, darauf Achtung zu geben. Er vermehrte demnach die wahre Höhe des obern Sonnen Rands, mit 3'' auf daß er die wahre Höhe des ☿ii, in denjenigen momento desto richtiger kriegte, da er mit dem Sonnen Rande, durch einerley horizontal faden passieret ist.

Da also der Herr de l'Isle, die wahren Höhe des ☿ii, auf erst erwehnte Art überkommen, so berechnete er vor selbiges momentum, da der ☿ durch den horizontal faden gieng, die wahre Höhe des centri Solis, und verglich sie mit der Höhe des Mercurii, so hatte er die differentiam Altitudinis inter centrum Solis et Mercurii.

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Damit er auch außer dieser differenz, bey jeder passage des ☿ii, durch den vertical faden sein Azimuth kriegte, so wurde weiter nichts dazu erfordert als die Erkäntniß von der Situation des Vertical fadens, die er aus dem momento der passage des limbi ☉ orientalis, durch bemeldten faden gesuchet, und auf selbige Zeit, das Azimuth centri ☉ AZS Fig. I. vom Mittage gezählet, berechnet hat. Er hat als dann daraus geschloßen, daß das Azimuth limbi Solis orientalis AZC, auch das Azimuth ☿ii, zur Zeit seiner passage durch eben diesen vertical faden seyn müsse. Hirzu hat er sich eingebildet, der Verticalij ZC, der den limbum Solis orientalem in C berührte, stünde auf dem scheinbaren Semidiametro ☉ SC, der sich durch den Berührungs Punct erstreckt, perpendicular. Solchem nach, bekam er in dem Triangulo ZSC rectangulo ad C, die distantiam Solis a Zenith ZS, in dem Semidiametrum Solis SC, drum war es ihm was leichtes, den Winckel SZA, als die differentiam Azimuthi centri et limbi Solis orientalis zu finden. Wie er also das Azimuth AZS, vom centro Solis hatte, so ergab sich auch durch die berechnete differenz, das Azimuth limib ☉ orientalis; welches wie gesagt, das Azimuth ☿ii zu der Zeit ist, da er durch den Vertical faden gegangen.

Nun erforderten es die Umstände, die Declination des Mercurii zu suchen welche Herr de l'Isle also bestimmet. Es sey in Fig. I PZA der Meridanus. P der polus septentrionalis, Z der Zenith, und S das centrum Solis bey jeder passage des ☿ii durch den Vertical faden. ZC ist die distantia Solis vera a Zenith, die aus der Zeit berechnet worden, da der Mercurius durch den faden passieret. Es sey auch PS die distantia Solis a polo boreali wie man sie aus den Tabulis de la Hire genommen. Da man nun also, durch die differentiam der wahren Höhe, zwischen dem ☿io u: dem centro ☉is, die wahre distantiam ☿ii a Zenith, ZM, erkennet; mithin sein Azimuth AZM hat, so ist das gantze Triangel PZM bekand, woraus der Winckel in P. u: die distantia ☿ii a polo MP, folglichen seine Declination OM, offenbahr worden ist.

Nach erlangter Declination des ☿ii, suchte der Hl de l'Isle, auch seine Ascensionem rectam, damit ihm dies beyde Stücke, auch seine Länge und Breite geben möchten. Da er demnach den Angulum ad polum ZPM. Fig. I, mit dem Angulo ZPS verglichen, den die Zeit der passage des ☿ii durch den Vertical faden kund gethan, so bekam er aus der differenz MPS, auf die gegebene Zeit die differentiam Ascensionis rectae ☉ et ☿ii. Weil

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als dann die Ascensio ☉ recta BH kundbar war; so konte ihm auch die Ascensio recta ☿ii BQ nicht verborgen bleiben; die hierauf nebst der Declination, die Länge u: Breite vor jedes momentum Temporis angezeiget und darneben den Vortheil befördert hat, daß man aus erst bemeldter Longitudo reducta ad Eclipticam BL, wie auch aus der Latitudine ML und der differenz zwischen dem loco ☉ et ☿ii SL, die orbitam ☿ii apparentem in Sole in der Fig II verzeichnen können.

An allen diesen Inventis, begnügte sich der Herr de l'Isle noch nicht, sondern er deducirete auch aus seinen Observationibus, den momentum ☿ii apparentem respectu ☉is; worüber die Fig III zum Begriff der Rechnung, eine deutliche Erklärung geben wird. Wenn man in selbiger das Triangulum rectangulum HED, als ein rectilineam betrachtet, wie es ohne Besorgung eines fehlers geschehen mag; darinnen E das centrum ☉is, ED die latitudinem ☿ii tempore ☌is, HE die distantiam apparentem nodi ☿ii H a centro ☉is E, u: HD die distantiam ☿ii D tempore ☌is a Nodo H abbildet, so brauchet man nur 2 observationes von der differentia Longitudinis et Latitudinis Mercurii zur Resolution des Trianguli. Doch ergibt sichs klärlich, daß das Inventum desto richtiger seyn wird, wenn man 2 Observationes hinzu erwählt, die weit von einander entfernt seyn. Erwählet man in der Fig II die Observationes A u: Z und man conjungirt sich perpendicular Linien AG. ZF ein, die aus F u: G in der Ecliptica EH hinauf zu Z u: A gehen, deßgleichen die 2 parallel Linien GF. FE, welches die differentiae Longitudinis ☿ et ☉ GF u: FE seyn, so kriegt man nach dieser analogie AB (9.' 7'') BZ (1.' 23'') :: CZ (6.' 10'') das Spacium CD (0.' 56'') Zieht man CD zur Breite des ☿ii FZ oder EC in dem Punct der orbitae Z (4.' 59'') so hat man Latitudinem ☿ii ED (5.' 55'') zur Zeit seiner ☌ mit der ☉. Eben so viel gab das Medium aus den folgenden Observationen

  AZ 5.' 55.   CZ 5.' 55.  
   Y 5. 57    Y 5. 57  
   X 5. 54    X 5. 54  
   V 5. 55    V 5. 55  
   T 5. 54    T 5. 54  

Jetzt suchte der Herr de l'Isle, aus den observationibus A u.Z die distanz EH also: BZ (1.' 23'') BA (9.' 7'') :: AG.(3.' 46'') GH (23.' 44''); welche Weite GH er zu EG (15.' 17'') getahn, so erfolgte die begehrte distantia EH, als der Abstand des

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Nodi H, vom centro ☉is E (39.' 1'') aus den übrigen Observationibus.

AZ 39.'  1'' AY 38.' 45'' AX 39.' 14'' AV 39.'  6'' AT 39.' 17''
CZ 38.' 56'' CY 38.' 37'' CX 39.' 12'' CV 39.'  2'' CT 39.' 16''
Gab das Medium der distantiam apparentem Nodi ☿ii adscendentis a centro ☉ tempore ☌ 39.'2''.

Gleichwie zu weiteren Erforschung des motus ☿ii, die Inclinatio apparens orbitae Mercuri ZAB = DHE nothwendig war: als brachte er sie durch die observationes A u: Z, nach dieser Analogie heraus: AB (9.' 7'') BZ (1.' 20'') :: Sin Tot. Tang. ZAB = DHE 8.o 28.' der übrigen observationes

AZ 8.o 38' AY 8.o 43' AX 8.o 33' AV 8.o 36' AT 8.o 32'
CZ 8.o 39' CY 8.o 45' CX 8.o 33' CV 8.o 37' CT 8.o 32'

gaben durchs Medium 8.o 37'. und hat der Herr Observator hierbey die Secunden negligiret.

Die Geschwindigkeit der scheinbaren Bewegung des ☿ii in seiner orbita, zur Zeit der ☌ mit der ☉ gar heraus zu bringen, wendte der Herr de l'Isle das momentum dazu an, als das centrum ☿ii, in die ☉ getretten, welches wie oben gemeldet, um 2 H. 51.' 0.'' geschehen ist. Er verglich diese observation mit den 5 letzten bey Z. Y. X. V. T, die von der ersten am weitesten entfernt waren, und suchte die Größe des bogens DK. Fig III, den der Mercurius von der Zeit seines Eintritts in die ☉ bey K biß zur Zeit seiner ☌ in D durchlaufen. Die weil in dem Triangulo rectangulo DEH, er den Winckel EHD, als die Inclinationem orbitae wuste, so entdeckte ihm deßen Complementum den Winckel EDK in dem Triangulo KED; darinnen er außer erwehnten angulo EDK, der Latitudine ☿ii ED und dem Semidiameter ☉is EK den bogen KD erlangte; der aus allen observationibus, so herauskam.

AZ 16.'  3'' AY 16.'  3'' AX 16.'  3'' AV 16.'  3'' AT 16.'  2''
CZ 16.'  3'' CY 16.'  3'' CS 16.'  3'' CV 16.'  3'' CT 16.'  3''

und also so wol a potiori als per Medium 16.' 3'' beträgt

Um nun zu erfahren, wie lang der ☿, mit der durchwanderung dieses Bogens KD zu gebracht, so ließ der Herr de l'Isle sich bedüncken, man müse die Situation des ☿ii in seiner Orbita, zu einer andern Zeit als beym Eintritt wißen, die weit davon entfernt ist. Hierzu wählte er abermal die Observation Z, wo der ☿ um AH. 31.' 18'' oder 1 H. 40.' 18'' nach dem Eintritt gestanden. Er hing als dann EZ zusammen, damit sich das Triangulum rectangulum ECZ formirte, darinner die 2 den rechten Winckel C ein

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schließende latera EC u: CZ (4.' 59'' u: 6.' 10'') bekand waren, und die den Winckel CEZ geben. Indem er hierdurch in dem Triangulo EDC, den Winckel bey E u: D und die Spitze D wuste, nahm er die berechnete Größe DZ (6.' 14'') von DK (16.' 3'') so restirte ZK (9.' 49'') welches der bogen ist, den der Mercurius in 1 H. 40m. 18s. zurücke geleget, weswegen er von Z biß D. 1 H 3.' 42'' zubringen müssen. Addirte er als dann solche Zeit zum momento der Observation bey Z 4 H. 31.' 18'', so erhellete aus der Summa, die wahre Zeit der Conjunction des ☿ii mit der Sonne bey D. 5 H. 35.' 0''. Aus allen Observationibus, kam folgendes heraus:

AZ 5. H 35.'  0'' AY 5. H 39.' 12'' AX 5. H 38.' 38'' AV 5. H 32.' 45'' AT 5. H 33.' 59''
CZ 5. H 34.' 59'' CY 5. H 38.' 50'' CS 5. H 35.' 37'' CV 5. H 32.' 43'' CT 5. H 33.' 50''

davon er vor das Medium 5 H. 35' circ. erwählet.

Es meldet der Hl de l'Isle ferner: wenn man das momentum 5 H. 35' circ. vor die wahre Zeit des ☌ gelten laße, und selbiges mit dem momento ingressus vergleiche, so habe der ☿ in dem 16.' 3'' gros befundenen bogen DK. 2 H. 44m. verweilet. Er ließ hierauf aus dem punct oder centro ☉is E. eine perpendicular EI auf die orbitam DK fallen, so bestimmte sie in I das Mittel vom Durchgang des ☿ii u: EI wird die minima distantia centrorum, die 5.' 51'' beträgt, so man bey der Rechnung die Latitudinem ☿ii ED 5.' 55'', den Winckel IDE. 81o 23' und deßen Complementum 8.o 37', vor den Winckel DHE adhibiret. Durch die Resolvirung eben dieses Trianguli EDI, ergab sich der bogen DI 0.' 53'', den der ☿ respectu des bogens DK von 16 m. 3 s. in 0 H. 11 m. 24 s. durchlauffen müssen, weil er von K biß D 2 H. 44.' zugebracht hat. Woferner man dann vorhero mit dem Hl de l'Isle, die Zeit der ☌ um 5 H. 35 m. ansetzet, so war das Mittel vom Transitu, um 5 H. 23 m. 30s. ohngefehr, und die gantze Verweilung des Centri ☿ii in der ☉ hat 5 H. 5 m. ausmachen müssen. Ob gleich diese momenta aus verschiedenen Ursachen, nicht vor gantz richtig anzunehmen, so meinet doch der Herr de l'Isle, sie wichen von der Gewißheit wenig ab, gleichwie er aus der Observatione Transitus ☿ii per ☉em per Comparationem dargetahn, die der Herr Halley A.o 1677 in der Insul S. Helena und der Hl Gallet zu Avignon, gehalten hat.

Damit dem Hl Observatori, an den deductionibus aus seinen Observationen an nichts mangelte, so hat er sich auch um den diametrum ☿ii bekümmert. Er sagte, wenn man die differenz zwischen der Zeit des Ingressus centri et limbi ☿ii in die ☉ nehme, die 40 sec. beträgt, und supponire, das centrum ☿ii, sey bey dem totalen Eintritt in N

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Fig. III gestanden, dahin man die Linie EN, biß an den limbum ☉ in L ziehet, so sey NL dem Semidiametro apparenti ☉is 16 m. 15 s. gleich; mithin die differentia EK u: EN der Semidiametro apparens ☿ii, weil NK ein Stück des Weges ist, den das centrum ☿ in 40 sec. durchwandert, woraus als dann die Größe des bogens NK, leicht zu bestimmen war. Denn in dem Triangulo DEK, worinnen die Seite DK. 16.' 3'', die Seite EK, als der S. Diameter ☉is 16.' 15'' und der Winckel EDK. 81.o 30.' gilt, ergab sich der Winckel DEK, mithin der Winckel DKE. Dadurch kriegte er in dem Triangulo NEK die 2 Seiten EK. NK und den darzwischen enthaltenen Winckel NKE = DKE, woraus er die Seite EN (16.' 11⅓'') berechnete; die, als er sie von EK =EL abgezogen, den Semidiametrum apparentem ☿ii NL. 3⅔'' andeutete.

Auf die bißherigen Materien, hat der Hl de l'Isle von dem motu ☿ii e ☉e viso geredet, und ihn aus seinen Observationibus deduciret. Er nahm aus der distantia ☿ii et ☉ a Terra, wie die Tabb. de la Hire gegeben, die orbitam ☿ii so gros an, als der Semidiameter Solis 16.' 15'' war, und hat aus diesem Supposito geschloßen daß die distantia ☿ii a ☉e, aus der ☉, unter einem Winckel von 35.&apos: 5'' erscheinen müße. Durch die Verhältnis der 16.'15'' zu 35.' 5'' hat er hernach alle differentias Longitudinis Solis et ☿ii, mit der Latitudine ☿ii e Sole visa, also verändert. Es sey in Fig. IV S auf dem plano Eclipticae die ☉. T die Erde. M. der locus ☿ ad Eclipticam reductus, und ST die differentia Longitudinis ☉ et ☿ii reducta ad Eclipticam e Terra visa. Die weil sie nun zum Beyspiel, aus der ersten Observation 15.' 17'' gefunden worden, so inferirte er: 16.' 15''. 35.' 5'' :: 15.' 17''. 33.' 0.'' welcher letzte terminus oder das Inventum33.' 0'' die differentiam Longitudinis Terrae et ☿ii reductam ad Eclipticam e Sole visum TSM kund machte. Er nahm hernachmals die differenz TSM von der longitudine Terrae BT, die zu solcher Zeit in 16.o 34.' 58'' ♉ war, so restirete ihm longitudo ☿ii heliocentrica ad Eclipticm reducta 16.o 6.' 58'' ♉. Darauf er in erstbemeldter Observation A. Fig. II. III gefunden, daß die Latitudo ☿ii e Terra visa 3.' 36'' borealis, heliocentrica 7.' 46'' borealis gewesen ist. Wie aber solches sich bey an allen Observationibus verhalten, das wird die beygefügte Tabelle ausweisen.

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  Diff. long. ver
☿ et Ter. e
☉ vis. MST.
Long. vera
Terr. e ☉ vis.
U
Long. ver. ☿
e ☉ vis. ad Ed
reduct. U
Lat. ver
☿ e. ☉
vis.
Sept.
 
 
 
        '   ''   o.   '   ''   o.   '   ''    '   ''  
 
 
  A 33.   0 16. 39. 56 16.  6. 58  7. 46  
  B 32. 17      40. 10        7. 53  7. 59  
  C 30. 35      40. 34        9. 59  7.   8  
  D 28. 54      40. 49      11. 55  8. 27  
  E 25. 59      41.  2      15. 33  8. 42  
  F 24. 11      41. 28      17. 37  9.  8  
  G 23. 21      42.   0      18. 39  9. 17  
  H 22. 12      42. 11      19. 59  9. 28  
  I 21. 27      42. 21      20. 54  9. 39  
  K 20. 54      42. 27      21. 33  9. 43  
  L 20.   7      42. 35      22. 28  9. 52  
  M 19. 43      42. 41      22. 58  9. 52  
  N 19. 13      42. 47      23. 34  9. 56  
  O 18. 30      42. 52      24. 22  9. 58  
  P 17. 40      43.  1      25. 21 10.  7  
  Q 16. 46      43. 17      26. 31 10. 11  
  R 16. 22      43. 24      27.  2 10. 15  
  S 16. 39      43. 11      27. 52 10. 20  
  T 15.  0      43. 36      28. 36 10. 28  
  V 14. 26      43. 41      29. 15 10. 35  
  X 14. 19      43. 47      29. 28 10. 35  
  Y 14.  0      43. 53      29. 53 10. 41  
  Z 13. 19 16. 43. 59 16. 30. 40 10. 46  

Den Nodum ☿ii betreffend, so suchte ihn der Herr de l'Isle dergestalt aus der ersten Observation. Weil zwischen der ersten u: letzten Observation Z der motus ☿ii in Longitudine 23.' 42'' in Latitudine aber 3.' 0'' betragen; die Latitudo ☿ii hingegen, bey der ersten Observation A. 7.' 46'' gewesen: so inferirte er: 3.' 0.'' 23.' 42.'' :: 7.' 46.'' 1.' 22.''. Diese 62.' 22.'', nahm er von der Longitudine ☿ii in der ersten Observation A. 16.o 6.' 58.'' ♉ so restirten 15.o 5.' 36.'' ♉ vor den locum Nodi adscendentis ☿ii. Aus allen Observationibus

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kam folgendes heraus:

AZ 15.o  5.' 36'' AY 15.o  5.' 57'' AX 15.o  4.' 56'' AV 15.o  5.' 31'' AT 15.o  4.' 44''
CZ 15.o  6.'  6'' CY 15.o  6.' 31'' CS 15.o  5.' 18'' CV 15.o  6.'  1'' CT 15.o  5.'  5''

Wovon das Medium 15.o 5.' 30'' ♉ beträgt.

Hierauf wandte sich der Herr de l'Isle zur Inclinationem veram orbitae ☿ii ad Eclipticam. Er verglich nehmlich die wahre Bewegung des ☿ii nach der Länge, mit seiner Bewegung in die Breite, zwischen zweyen entfernten Observationibus, zum Exempel zwischen A u: Z u: sagte: Wie der motus Longitudinis 23.' 42'' zu dem motu Latitudinis 3.' 0'' also der S. T. zum Tangenten der wahren Inclination der orbitae ☿ii ad Eclipticam 7.o 13.'. Wie es alle Observationes gaben, das erhellet hieraus:

AZ 7.o 13' AY 7.o 15' AX 7.o  8' AV 7.o 12' AT 7.o  7'
CZ 7.o 15' CZ 7.o 18' CZ 7.o 10' CZ 7.o 15' CZ 7.o  9'

Von denen das Medium 7.o 12' bringet: und hat der Herr Observator auch hier die Secunden negligiret.

Jtzt fehlte noch der motus horarius ☿ii verus in Longitudine ad Eclipticam reductus; Zu desen Erfindung der Herr de l'Isle die differentiam Longitudinis zwischen Observationen mit ihren correspondirenden Intervallis der Zeit, verglichen, und daraus per proportionem, die stündliche Bewegung gezogen. In den 2 äußersten Observationibus AZ, vor einem biß zum andern, eine Zeit von 1 H. 35 m. 4 s. verstrichen. Da demnach die Bewegung des ☿ii in solcher Zeit 23.' 42'' gewesen, so muste die stündliche 14.' 58'' seyn. Nach allen Observationibus verhält sich das Product also:

AZ 14.' 58'' AY 14.' 50'' AX 14.' 55'' AV 15.'  8'' AT 15.'  3''
CZ 15.'  8'' CY 15.' 10'' CS 15.' 16'' CV 15.' 33'' CT 15.' 27''

Wovon das Medium 15.' 10'', welcher horarius eben so gros ist, als ihn Hallejus in seinen Elementis Calculi über dergleichen Transitus, statuiret: Er fügt nicht hinzu ob solches der motus ad Eclipticam reductus, oder der motus in orbita propria sey, der nicht mehr als 6 biß 7 sec. größer, als der motus ad Eclipticam reductus; nach den Tab. de la Hire aber, ist der motus horarius Mercurii verus ad Eclipticam reductus 15.' 17''.

Nun folgen die Observationen, und was sonst daraus hergeleitet worden, wie neben stehet:

Tabellen von Delisle zum Merkurtransit vom 9. November 1723