Rudolph Christoph Stockert

Wirt und Kompassmacher aus Fürth.

* 28.06.1811[1] ; † 1891?[2]

Lebenslauf:

Rudolph Christoph Stockert als Gastwirt

Rudolph Christoph Stockert wurde wie sein Vater Kompassmacher, betrieb zwischen 1836 und 1871 aber auch verschiedene Gaststätten in Fürth.

Die Gaststätten Stockerts  
Jahr heutige Adresse Mit seiner Gaststätte in der Poppengasse (heutige Adresse Königsstraße 110) musste er 1854 Konkurs anmelden. Die Gläubiger wurden für den 12. Januar 1855 vorgeladen. Im November 1855 meldete er seinen Umzug zu "Herrn Städler nächst dem Königsplatz". Hier scheint es im April 1856 gebrannt zu haben, die Hausbewohner bedankten sich jedenfalls im Fürther Tagblatt vom 18.04.1856 für die tatkräftige Unterstützung bei Abwendung der Feuergefahr. Im November 1857 wurde in der Gustavstraße 61 - hier steht heute die Gaststätte Zum Alten Rentamt - von einem "S. C. Stockert" wieder eine Wirtschaft eröffnet. Gemeint sein dürfte auch hier Rudolph Christoph Stockert: Entweder handelt es sich um einen Schreibfehler oder sein Bruder Sebastian Carl hat für ihn unterzeichnet, da er nach seinem Konkurs noch gesperrt war. Die im Fürther Tagblatt folgenden Anzeigen (z.B. für Leberklöse) fügen sich nahtlos in die Reihe der Anzeigen für frühere Gaststätten Stockerts ein. 1866 wollte er mit dem Lorgnetten[22]-Hersteller Schelter seine Wirtschaftskonzession in Assoziation betreiben, was ihm unter Verweis auf die Gewerbeordnung untersagt wurde. 1867 wohnte er kurzfristig in der Mohrenstraße 24, betrieb hier aber keine Gaststätte. Im Mai 1868 lud er zur Eröffnung des Casinogartens in der Sonnenstraße ein. Im Februar 1870 eröffnete er schließlich eine Wirtschaft in der Schindelgasse 4.
1836 Königsstraße 122
1840? Mohrenstraße 5
1842 Wasserstraße 3
1844 Wasserstraße 11
1845 Königsstraße 110
1857 Gustavstraße 61
1860 Alexanderstraße 9
1865 Geleitsgasse 4
1868 Casinogarten
1870 Schindelgasse 4

Am 4. November 1871 findet sich die letzte Anzeige von Stockert im Fürther Tagblatt: "Heute Abend Leberklöß und alten Stoff bei Chr. Stockert".

Stockert als Kompassmacher in Fürth

Bei der Eröffnung seiner Gaststätte in der Wassergasse [heute Wasserstraße] im Dezember 1842 betonte Stockert, dass er sein "Geschäft als Kompaßmacher ungehindert fortführe". Im Juli 1871 inserierte er, dass er sein Kompassgeschäft, das er bislang in Compagnie betrieben haben, nunmehr in der Schindelgasse allein betreibe.

Nachdem kein weiterer Kompassmacher in Fürth aus dieser Zeit bekannt ist, hat er das Geschäft bis dahin wahrscheinlich mit seinem Bruder Karl Sebastian Stockert gemeinsam betrieben. Dazu passt, dass auf der lokalen Industrieausstellung 1850 Kompasse "in verschiedenen Fassungen, aus Holz, Messing und Zinn" der "Gebrüder Stockert" zu sehen waren.

Dies würde auch erklären, warum Sonnenuhren von Stockert in dieser Zeit nur mit "Stockert a Bavaria" signiert wurden. Bezeichnenderweise soll 1873 eine "Collection Compasse" von R. C.[!] Stockert auf der Wiener Weltausstellung von 1873 zu sehen gewesen sein - erstmalig wurden hier in Zusammenhang mit Sonnenuhren die Initialen von Stockert genannt.

Mit seinen Geschäften hat Stockert nur schlecht verdient. 1846 wurde ihm das Zeugnis ausgestellt, dass er durch seinen geringer Geschäftsbetrieb sich nur "kärglich zu ernähren vermag". 1859 schrieb er, dass es eine bekannte Sache sei, "daß durch die krieger.[ischen] Zeiten alle Gewerbe in Stockungen gerathen sind, das der Compaßmacher aber gänzlich darnieder liegt und durchaus kein Gewinn hievon zu erzielen ist." 1860 beklagte er: "Mein Geschäft als Compaßmacher liegt ganz darnieder und der Betrieb der Bierwirthschaft wirft nicht so viel ab, daß ich meine Familie, bestehend aus einer Frau und 6 Kindern erhalten kann."


Stockert als Kompassmacher in Nürberg

    Wohnsitze in Nürnberg
Nach Unterlagen aus dem Stadtarchiv Nürnberg (C 22/II Nr. 4/911 An) meldete 1871 "Christof Stockert aus Fürth" sein Gewerbe als Kompassmacher in Nürnberg an, 1884 meldete " Rudolf Stockert" sein Gewerbe ab (C 22/II Nr. 16/245 Ab). In beiden Fällen handelt es sich um Rudolf Christoph Stockert. Am 07.11.1871 beantragte er in Fürth einen Heimatschein mit der Bemerkung, er sei mit "einer Tochter Namens Maria, 18 Jahre alt und zwei Söhnen Ernst und Johann Stockert, 20 und 12 Jahre alt [...] nach Nürnberg gezogen". Auch in Nürnberg ist er mehrfach umgezogen: Zunächst wohnte er am Albrecht-Dürer-Platz bzw. in der "Füll", zog dann in die Rotschmiedsgasse und schließlich in die Stöpselgasse. Ab 1881 ist er in den Nürnberger Adressbüchern in der Schlotfegergasse 40 verzeichnet. 1884 meldete er sein Gewerbe ab. Zwischen 1885 und 1890 ist er als Spielwarenverfertiger verzeichnet. Jahr Adresse
1871 Albrecht-Dürer-Straße 2
(Eckhaus zur Füll)
1872 Rotschmiedsgasse 9
1874 Hintere Ledergasse 29
1874 Rotschmiedsgasse 14
1876 Stöpselgasse 15
1878 Hintere Ledergasse 12
1880 Lammsgasse 8
1881 Schlotfegergasse 40

Stockerts Sohn Paul übernahm 1871 den Betrieb seines Vaters, gab die Gaststätte allerdings bald auf und zog in die Bäumenstraße. Im Adressbuch von 1891 wird er unter dieser Adresse als Kompassmacher neben "Christoph Rudolf Stockert" erwähnt, 1893 taucht der Name des Vaters nicht mehr auf, er dürfte also um 1891 gestorben sein.


Zum Privatleben von Stockert

Stockerst erste Ehe wurde geschieden. Das erste Kind aus zweiter Ehe hat er bei der Taufe als das seinige anerkannt. Beim Antrag auf Wiederverheiratung vom 13.08.1841 schrieb er: "ich bin nun Willens zur besten Versorgung meines Hauswesens die gegenwärtige Zizmann" zu heiraten. Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau stellte er am 20.01.1751 Antrag auf Wiederverheiratung mit der Begründung, dass ihm seine Frau "3 Kinder von 9½ 6½ 2½ Jahren hinterlassen hat". Mit seiner dritte Ehefrau zeugte er noch drei Kinder, wobei die drei zwischen 1851 und 1859 geborenen Kinder erst am 22. Mai 1859 gemeinsam getauft wurden. Bei der "Religion" des Vaters steht im Taufeintrag: "der ehemal. freien Gemeinde angehörig". Dass sich Stockert der freien Gemeinde in Fürth angeschlossen hat, geht auch aus Meldungen im Fürther Tagblatt hervor. Das erklärt, warum sein dritter Hochzeitstag wie auch sein Todesdatum in den Kirchenbüchern von St. Michael nicht zu finden sind.

Seine Vorname wurde gelegentlich falsch angegeben, so wurde er in seiner Zeit als Wirt im Poppengäßchen in Fürth gelegentlich mit Christian, einmal sogar mit Georg angesprochen. Sein 1851 geborener Sohn wurde auf den Namen Sixtus Ernst Christoph getauft, in den Jahresberichten der Handelsschule aber als Ernst Christian bezeichnet.

Literatur:

Links:



Fußnoten

  1. ↑ "Montag den ersten Julius hat der Herr Archidiakonus Ebert ein ehelich erzeugtes Kind, so in eben diesem Jahr Freÿtag den acht und zwanzigsten Junius /♀ d. 28 Junii 1811/ früh um halb zweÿ zu Fürth im Hauße Nr. 90 [Pegnitzstraße 11] gebohren worden ist, Rudolph Christoph getauft. Der Vater Johann Philipp Lorenz Stockert, Kompaßmacher dahier, Evangelischer Religion. Die Mutter Maria Barbara eine gebohrne Müllerin von hier, Evangel. Religion, TaufPathe war Rudolph Christoph Froescheisen, des Johann Froescheisen, Wirths in Schweinau nachgelassener Sohn, der gegenwärtig als Bleyweißschneider Gesell dahier bey Hl. Ziegler in Arbeit stehet", Taufen Fürth-St. Michael 1805-1813, S. 578 (Scan 375), Nr. 237.
  2. 1891 wird Rudolf Christoph Stockert noch im Adressbuch der Stadt Fürth erwähnt, danach nicht mehr.
  3. "Den zwei und zwanzigsten /22/ August [1836], Christoph Rudolph Stockert, 25 J., Wirth u. Kompaßmacher Ev. Rl., Fürth, Johann Philipp Lorenz Stockert, Kompastenmacher dahier, ledig, Kunigunda Rosenhauer 40 J. Ev. Rl., Fürth, Wittwe des gewesenen Wirths und Drechslermeisters Joh. Christian Rosenhauer", Trauungen Fürth-St. Michael 1827-1843, S. 273 (Scan 168), Nr. 44.
  4. ↑ "♀ den 15. Julii [1796] tauffte ebenderselbe [Archidiakon Fronmüller] ein Kind, so ♃ den 14. huj: früh um halb 9 Uhr gebohren. Pat: Peter Dörr, Drechslermeister, Mat: Johanna Susanna Schreiber. Com: Kunigunda, des Jacob Dörr Wirths ux. Infans: Kunigunda cop. 1821", Taufen Fürth-St. Michael 1796-1804, S. 35 (Scan 38), Nr. 256.
  5. "Kunigunda Stockert, geb. Dorr, abgeschiedene Ehefrau des Wirths Christoph Stockert, Theaterstr. 21, Ehefrau, Dr. Fronmüller, Ersten 1. November 1865 früh 10 U., 3 ej., 68 J", Bestattungen Fürth-St. Michael 1862-1867, S. 283a (Scan 320), Nr. 556.
  6. "Dem Gerichtsdiener Johann Bartholomäus Rosenhauer dahier, ist von seiner Frau Frau[!] Johanna Sofia Rosenhauerin aus Wunsiedel fünffzehenten November achtzehnhundert früh um 7 Uhr ein Söhnlein gebohren, derselbe den 18.ten desselben Monaths getaufft und Johann Christian Christoph genannt worden. Der Taufzeuge ist Johann Christian Rosenhauer Grenadier unter dem Hochlöbl. Regiment von Unruh von der Compagnie von Brandenstein zu Erlangen, dessen Stelle vertrat Christoph Hochgesang, Gerichtsdiener zu Schnabelwaid", Taufen Creußen 1800-1814, S. 15 (Scan 19).
  7. "Johann Christian Rosenhauer Fürth, Wirth und Drechslermeister dahier, Ev., 399. I. [Königstraße 122], Ehemann, Nervenschlag, Donnerstag, d. drei und zwanzigsten 23 Juli 1835 um ¾3 U., 25. [Juli 1835] 34 J. 8 M, 8 T.", Bestattungen Fürth-St. Michael 1835-1842, S. 51 (Scan 83), Nr. 296.
  8. "♀ den 30. August [1771] wurde ein von der Amme [...] getaufftes Kindt eingesegnet. Pat. Jacob Carl Dörr, Drechsler. Mater: Kunigunda. Compater: Johann Peter Strobel, Drechslergesell dahier, des Johann Andreas Strobel, Drechslers in Schwäbischhall fil. Infans: Johann Peter", Taufen Fürth-St. Michael 1761-1773, S. 534 (Scan 295), Nr. 268.
  9. "Freytag den ein und zwanzigsten Merz, ♀. den 21. Martii 1806, Nachts zwischen eilf und zwölf Uhr starb an der Epilepsie dahier zu Fürth im Hause No 269 [Königstraße 121] Johann Peter Doerr, Drechslermeister dahier und wurde Dienstag den fünf und zwanzigsten Merz 1806 mit einem von dem Herrn Archidiakon Ebert gehaltenen Grabgebete beerdigt. Alt 34 Jahr 7 Monate weniger 8 Tage", Bestattungen Fürth-St. Michael 1806-1817, S. 26 (Scan 59), Nr. 128.
  10. "dreizehnter /13/ December 1841, Rudolph Christoph Stockert, 28 Juni 1811, Compaßmacher ev. Conf. Fürth, Abgeschieden von Kunigunda, geb. Rosenhauer, Margaretha Zizmann 19 April 1811, ev Conf., St. Johannis bei Nürnberg, Martin Zizmann, Gürtler, Anna Maria, geb. Alpha, ledig", Trauungen Fürth-St. Michael 1827-1843, S. 346 (Scan 244), Nr. 67. Laut Taufbuch von St. Johannis ist Margaretha Zizmann am 19 März 1811 geboren, nicht am 19 April. Zudem heißt ihre Mutter Anna Martha, nicht Anna Maria.
  11. "Margaretha Zizmaennin, siebentes ehel. Kind [Geburtshelfer] H. A. Kreglein, Andreas Martin Zizmann, Bestandsgärtner im Schmidl. Garten vor dem N. Thor, evang. Rel., vor dem N. Thor Schmieds Garten Nr. 19 [Sankt-Johannis-Mühlgasse 8/10] Landg. Nbg., Anna Martha geb. Alfain, dessen Ehefrau ev. Rel., Im Hause Herrn Maues, 1811. Dienstag den neunzehnten Mertz Abends 10 Uhr, Sonntag am 24ten Merz Haustaufe, Paroch ord., Margaretha Müllerin, des Gärtners im Bübs Garten Johann Leonhard Müller Ehefrau", Taufbuch Nürnberg-St. Johannis 1810-1828, S. 19 (Scan 36), Nr. 21.
  12. "Maria Margaretha Stockert, geb. Zitzmann. Fürth. Ehefrau des hies. Wirths u. Compaßmachers Christoph Rudolph Stockert, 391. I [Königstraße 110], Ehefrau, Lungenschwindsucht Dr. Fronmüller, Neunter /9/ Septbr. 1850 Nachm. 3½ Uhr. 11. Sept., 39 J. 5 M.", Bestattungen Fürth-St. Michael 1850-1856, S. 18 (Scan 47), Nr. 301.
  13. "☉ d. 4. [Januar 1778] P: Georg Zitzmann, Kunstgärtner im Silberrathischen Garten, M: Catharina Maria F: Andreas Martin S: Hr. Andreas Martin Höger, JCtus und Reipubl. Consiliar", Taufen Nürnberg-St. Sebald 1770-1800, S. 335 (Scan 172).
  14. "Andreas Martin Zitzmann, Gärtern in s. eigenen Garten evang. Rel., an d. Bucherstr., verheirathet, Auszehrung [...], 1824 Mittwoch am zweiten Junij Nachmittags ½8 Uhr, Sonntag, 6. Junij (Grabrede), 47 Jahr, hinterläßt 7 noch unversorgte Kinder aus der ersten Ehe; u. ein Kind von 1 Jahr aus der Ehe mit der noch lebenden Wittwe", Bestattungen Nürnberg-St. Johannis 1810-1827, S. 317 (Scan 187), Nr. 27.
  15. "♂ d. 5. d. [Dezember 1769] Johann Leonhard Alfa, Gärtner an der Bucher Straße. M. Margaretha. F. Anna Martha S. Anna Martha, Peter Böhrer, Bestand-Gärtners im Hauße des Harßdörfferischen Garten Ehew.", Taufen Nürnberg-St. Sebald 1749-1769, S. 918 (Scan 472).
  16. "Anna Martha Zitzmännin, des Andres Martin Zitzmann, Gärtner in s. eig. Garten an der Bucherstraße Ehefrau, Bucherstraße Nr. 145, verheirathet, Brustentzündung Dr. Eissen, 1819 Dienstag am zweÿ und zwanzigsten Junij früh 2 Uhr, Freÿtag d. 25 Junij (Leichpredigt), 49 Jahr 7 Monat", Bestattungen Nürnberg-St. Johannis 1810-1827, S. 225 (Scan 140), Nr. 35.
  17. Angabe unsicher, ein Eintrag zur Trauung ist nicht auffindbar. 1851 wurde aber der erste gemeinsame Sohn mit Juliane Brechenmacher geboren.
  18. "☉ d. 19. Jan. [1717] Abends 7/8 Uhr [...], ☉ d. 26. Jan. Mttg. 2 Uhr Haustaufe [...], Brechenmacher Louise Christina Friederika Julie, V Herr Johann Vitus Brechenmacher Verwaltungs Rath M Anna Theresa Ansorg", Taufen Weißenburg i. Bay. 1805-1836, S. 321 (Scan 165), Eintrag 8.
  19. Todesdatum nach der Traueranzeige im Fürther Tagblatt vom 18.01.1870.
  20. "☉ d. 9. [Oktober 1768] Johann Veit, P. Georg Friedrich Brechenmacher in hiesigen Herrendiensten, M. Friderika Katharina geborne Götzingerin. T. Johann Veit Stüber, Kupferstecher alhier, und Johanna Maria Martinin, Bütnermeisters hinterlassene Tochter", Taufen Ansbach-St. Johannis 1755-1768, S. 342 (Scan 274), Nr. 1.
  21. "☿ d. 2. Juni 1824 früh 4½ Uhr, d. 4. Juni [...], Brechenmacher Johann Vitus gewes. VerwaltungsRath hierselbst. geb. zu Ansbach, alt 55 Jahre evang. Rel.", Bestattungen Weißenburg 1805-1839, S. 317 (Scan 164), Nr. 58.
  22. Lorgnetten sind bügellose, an einem Stiel vor die Augen zu haltende Brillen.


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