Johannes Stabius
Auftraggeber für die Dürersternkarten von 1515.* nach 1460 bei Steyer in Österreich ; † 01.01.1522 in Graz
Lebenslauf:
Dass Johannes Stabius die humanistische Schule des Ludwig Dringenberg (?-1477) im elsässischen Schlettstadt (heute: Sélestat, nordwestlich von Freiburg) besucht hat, ist höchst zweifelhaft. Gesichert ist erst, dass er 1482 nach Ingolstadt kam, wo er 1485 Magister artium wurde. Als Conrad Celtis (1459-1508) 1491/92 nach Ingolstadt kam, freundete sich Stabius schnell mit ihm an, wodurch seine mathematischen Studien eine Verlagerung weg von der Astrologie hin zur Anwendungsorientierung erfuhren. 1498 erhielt er den Lehrstuhl für Mathematik in Ingolstadt. Allerdings machte hier der Theologe Georg Zingel (1428-1508) Stimmung gegen alle Astrologen und wollte anscheinend insbesondere Stabius das Recht absprechen, astrologische Vorhersagen zu machen. Darauf zog der im März 1502 nach Wien, wo ihn Conrad Celtis mit dem Dichterlorbeer krönte. 1503 wurde er Hofhistoriograph bei Kaiser Maximilian I. (1459-1519), den er unter anderem in literarisch-humanistischen Vorhaben unterstützte. Stabius überwachte die Anfertigung einer Ehrenpforte und eines Triumphwagens für den Kaiser, umfangreiche Arbeiten in die Albrecht Dürer (1471-1528) eingebunden war. In diesem Zusammenhang hielt sich Stabius vom Februar 1512 bis Ende Juli in Nürnberg auf. Nach dem Tod von Kaiser Maximilian trat Stabius in die Dienste von Ferdinand I. (König von 1531-64), der ihm 1521 das Domdekanat bei St. Stephan in Wien verschaffte. Er starb am 1. Januar 1522 in Graz.
Wirken:
Von Stabius stammt der Entwurf für die Sonnenuhr am Ostchor der Lorenzer Kirche, ausgeführt hat die Uhr 1502 Sebastian Sperantius (?-1525). Stabius hat auch zahlreiche andere Sonnenuhren entworfen sowie einige Vermessungsinstrumente. Als wichtigstes gemeinsames Projekt verfolgte er zusammen mit Johannes Werner die Verbesserung von Landkarten: Zum einen bemühten sich beide um die Herstellung eines möglichst billigen Gerätes, das es erlauben sollte, die geographischen Längen von Städten zu bestimmen, zum anderen stammt von ihnen die Stabius-Werner-Projektion, ein Gradnetzentwurf, mit dem es möglich sein sollte, Kugeloberflächen in die Ebene abzubilden. Peter Apian (1495-1552) fertigte später eine Weltkarte in dieser Projektionsart an. |
Der Name von Stabius findet sich auch auf den von Albrecht Dürer 1515 angefertigten Himmelskarten, er war der Auftraggeber. Auch ist er Autor einer ebenfalls von Dürer ausgeführten Weltkarte. Diese Karten waren wohl Teil einer geplanten umfassenden Kosmographie, also einer umfassenden Beschreibung von Himmel und Erde.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Stabius wurde 1503 durch Conrad Celtis mit dem Dichterlorbeer gekrönt. 1515 wurde er in den Ritterstand erhoben.
In Nürnberg trägt die Stabiusstraße seit 1889 seinen Namen. Sie liegt in der Nähe der U-Bahnstation Rennweg. |
Ausgewählte Werke:
- Figura Labyrinthi. Nürnberg: Hochfelder 1497
- Messahalah: De Scientia Motvs Orbis. Über die Wissenschaft der Bahnberechnung, neu herausgegeben von Stabius. Ohne Ortsangabe: Weissenburger 1504
- Horoscopion
omni generaliter Congruens climati. Nürnberg: Hieronymus Hoeltzel 1512
- Hinweis: Unter diesem Titel erschienen drei Holzschnitt mit Erläuterungstext. Die Holzschnitte wurden aber auch einzeln vertrieben
- Holzschnitt 1
- Holzschnitt 2, Nachdruck von 1781
- Holzschnitt 3
- Astrolabium, ca. 1515
- Quadratum geometricum praeclarissimi Georgii Burbachii. Nürnberg: Stuchs 1516
- Judicium Ingolstadensis für 1499 [SB Berlin]
- Practica Ingelstadiensis für 1500 [ÖNB]
- Prognosticum
für 1503 und 1504 [SB Bamberg]
- Das Titelblatt findet sich auch auf einem Prognosticon des Virdung von Haßfurt:
- Virdung von Haßfurt: Prognosticon. Landshut 1521 [BSB München]
- ÖNB Wien: Cod. 5280, Bl. 26r-27r: Horoscopion universale
- BSB Müchen: Clm. 410: Axiomata usum horometri Johannis Stabii aperientia, Bl. 1r-60r
- BSB Müchen: Cod. icon. 182: Astronomische Zeichnungen [Zuschreibung an Stabius nicht völlig gesichert]
Prognostica
Handschriften
Literatur:
- Dodgson, Campbell: Zu den Horoskopen des Stabius. In: Drei Studien. Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. Wien 29 (1910/11), S. 1-13, hier 7-13
- Gaab, Hans: Die Himmelskarten von Albrecht Dürer, Teil 1. Regiomontanusbote 16 (2/2003), S. 9-14
- Grössing, Helmuth: Johannes Stabius. Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 9 (1968), S. 239-264
- Hamelmann, Hermann: Opera
Genealogico-Historica. Lemgo: Heinrich Wilhelm Meyer 1711,
S. 285
- Dies ist die einzige Belegstelle, die Stabius mit der Schule von Ludwig Dringenberg in Verbindung bringt. Der Wahrheitsgehalt ist zweifelhaft.
- Hayton, Darin: The Crown and the Cosmos: Astrology and the Politics of Maximilian I. Pittsburgh: University of Pittsburgh Press 2015
- Kremer, Richard L.: Playing with Geometrical Tools: Johannes Stabius's Astrolabium imperatorium (1515) and Its Successor. Centaurus 59/2016, S. 104-134
- Marr, Alexander: Ingenuity in Nuremberg: Duerer and Stabius's Instrument Prints. The art bulletin 100/3, 2018, S. 48-79
- Mayer, Friedrich: Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert. Nürnberg: Stein 1843, S. 113-115 [BSB München]
- Schöner, Christoph: Mathematik und Astronomie an der Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert. Berlin: Duncker & Humblot 1994
- Schöner, Christoph: Stabius (Stöberer), Johannes. In: Boehm, Laetitia; Müller, Winfried; Smolka, Wolfgang J.; Zedelmaier, Helmut (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München. Teil I. Berlin: Duncker & Humblot 1998, S. 406f.
- Weidler, Johann Friedrich: Historia Astronomiae. Wittenberg 1741, S. 334 [BSB München]
Links:
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Zedlers Universallexikon
- Informative Materialsammlung zu Stabius (Steyrer Pioniere)
- Ähnliche Seite
- Auflistung der Arbeiten von Stabius durch Georg Tannstetter. Wien 1514
- Die Weltkarte von Dürer und Stabius
- Herzkartenentwurf von Stabius und Werner
- Horoskopium des Stabius von 1512 aus dem Besitz des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg
- Kaiser Maximilian mit seinen Schutzheiligen bei Jesus. Druck von Hans Springinklee, 1519. Auf der Säule ganz links unten das Wappen von Stabius.
Dürer und Stabius
- Wappen von Stabius, Version 1. Urheberschaft von Dürer umstritten.
- Wappen von Stabius, Version 2. Wahrscheinlich Dürer 1512.
- Karl der Große. Dürer 1512. Dürer soll hierfür das Porträt des Stabius verwendet haben.
- Bildnis des heiligen Coloman. Dürer 1513. Auch hierfür soll Dürer das Porträt von Stabius verwendet haben.
- Letztes Blatt des Triumphzuges für Kaiser Maximilian. Die Person links stellt Stabius dar, rechts soll das Porträt von Marx Treitssaurwein (um 1450-1527) zeigen, dem Geheimschreiber des Kaisers.
- Die Stabius als Greiser Standartenträger [Albertina, Wien, bei der Suche "Stabius" eingeben]
- Die sechs Schutzheiligen Österreichs. Holzschnitt von Dürer von 1515 mit einem Gebet von Stabius