Johannes Schindel
Nürnberger Stadtarzt und Astronom.* 1375 in Hradec Králové in Ostböhmen ; † zwischen 1455 und 1458 in Prag
Lebenslauf:
Schindel wurde 1399 an der Universität von Prag Magister artium, später promovierte er zum Doktor der Medizin. 1406 war er Leiter einer Prager Schule. Von 1407 bis 1409 hielt er Vorlesungen zu Mathematik und Astronomie in Wien, danach bis 1418 in Prag. Durch die Hussitenunruhen wurde Schindel aus Prag vertrieben und war von 1423 bis 1438 in Nürnberg als Stadtarzt tätig. Danach muss er nach Prag zurückgekehrt sein, wo er nach 1455 starb.Wirken:
Schindel verfasste zahlreiche Manuskripte zu astronomischen Themen. Vor seinem Weggang aus Prag soll er eine Schrift zu Säulchensonnenuhren verfasst haben. In Nürnberg bestimmte er die Polhöhe zu 49 Grad 27 Minuten. Wiederholt berechnete er Sternverzeichnisse. Auch verfasste er eine Schrift zu Finsternissen. Seine Manuskripte finden sich in den Bibliotheken von Wien, Krakau, Leipzig und Salzburg. 1410 entwarf er die astronomische Uhr in Prag, die von dem Uhrmacher Nicolaus von Kadan gebaut wurde.Literatur:
- Hadravová, Alena; Hadrava, Petr: Tycho Brahe and Johannes Sindel. In: Christianson, John Robert; Hadaravová, Alene; Hadrava, Petr, Solc, Martin: Tycho Brahe and Prague: Crossroads of European Science. Acta Historica Astronomiae 16 (2002), S. 237-247
- Pilz, Kurt: 600 Jahre Astronomie in Nürnberg. Nürnberg: Hans Carl 1977, S. 47-48
- Porres de Mateo, Beatriz: Astronomy between Prague and Vienna in the 15th Century: the Case of John Sindel and John of Gmunden. In: Christianson, John Robert; Hadaravová, Alene; Hadrava, Petr, Solc, Martin: Tycho Brahe and Prague: Crossroads of European Science. Acta Historica Astronomiae 16 (2002), S. 248-255
- Zinner, Ernst: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11.-18. Jahrhunderts. Nachdruck der 2.ten Aufl., München: Beck 1979, S. 501-502